Alfred Russel Wallace und seine vielfältigen Interessen

Der Naturforscher Alfred R. Wallace (1823 – 1913) ist vor allem als Mitbegründer der Evolutionstheorie bekannt, die er parallel zu Charles R. Darwin (1809 – 1882) entwickelte. Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit war er auch ein sozialer Aktivist, der das ungerechte soziale und wirtschaftliche System im Großbritannien des 19. Jahrhunderts kritisierte. Und er dachte auch über die Möglichkeit von Menschen auf dem Mars und unsere Stellung im Universum nach. Was weniger bekannt ist, ist sein Interesse an übernatürlichen und spirituellen Themen. Diese Seite von Wallace, die vielen seiner wissenschaftlichen Zeitgenoss*innen wie ein Widerspruch erschien, war tatsächlich tief in seiner Persönlichkeit und seinem Weltbild verwurzelt. Er verband die Evolution mit dem Spiritismus und versuchte, die Evolution und die evolutionäre Ethik mit einer spiritistischen Teleologie (griech. télos ,Zweck‘) zu verstehen. Diese Version der Evolution, die eine Zielrichtung vorschreibt, ist ein typisches Beispiel für die nicht-darwinistische Evolution, die in der Ideologie des viktorianischen Englands verwurzelt war und dazu diente, den Materialismus des Darwinismus zu vermeiden. Hier betrachten wir Wallaces Werdegang im Bereich des Spiritismus, die Gründe für seine Faszination sowie die Auswirkungen dieses Interesses auf sein Leben und seine wissenschaftliche Reputation.

Alfred Russel Wallace (etwa 1895) (Public Domain).

Alfred Russel Wallace (etwa 1895) (Public Domain).

Wallace war von Natur aus neugierig und hinterfragte etablierte Meinungen und Erklärungen. Diese Neugier trieb ihn nicht nur in den Dschungel Südostasiens und Südamerikas, wo er bahnbrechende Entdeckungen in der Biologie und Geografie machte, sondern auch in die Welt des Spiritismus. Er glaubte, dass Spiritismus und Wissenschaft vereinbar seien und dass die Untersuchung übersinnlicher Phänomene auf methodische Weise erfolgen könnte. Für Wallace war die spirituelle Dimension des Lebens ebenso real wie die materielle Welt, und er sah es als seine Aufgabe an, das Übersinnliche wissenschaftlich zu untersuchen.

1844 besuchte er eine Vorlesung bzw. Demonstration über Mesmerismus, einer Lehre bzw. Therapie des deutschen Arztes Franz A. Mesmer (1734 – 1815), die auf einem „animalischen Magnetismus“ aufbaut. Zu diesem frühen Zeitpunkt gab es nur wenige, die an den Mesmerismus glaubten; sogar in der wissenschaftlichen und medizinischen Gemeinschaft herrschte die Meinung vor, dass es sich um einen Schwindel handelte. Er besuchte die Vorlesung als Ungläubiger, doch er stellte kurz darauf fest, dass er in der Lage war, die gleichen Effekte, die er auf der Bühne beobachtet hatte, bei Personen seiner Wahl hervorzurufen. Er führte mesmeristische Studien an Student*innen in Leicester mit „beträchtlichem Erfolg“ durch. So wurde er schließlich ein erfahrener Praktiker dieser Kunst. Seine Arbeiten wurden von seinen Kolleg*innen jedoch scharf kritisiert, aber Wallace verband den Mesmerismus mit dem Spiritismus. Sein Leben lang behielt er den Glauben an Paraphänomene und verwarf alle Gegenbeweise der Skeptiker*innen.

Wallace befasste sich auch zeitweise mit der Phrenologie, die versprach, eine direkte Verbindung zwischen Gehirnstrukturen und Charaktereigenschaften aufzuzeigen. Wallace zog die Phrenologie in seiner frühen Karriere in Betracht, als er auf der Suche nach Erklärungen für die Vielfalt und Komplexität des menschlichen Verhaltens und Denkens war. Er meinte, dass sie – trotz ihres stark vereinfachenden Ansatzes – wertvolle Hinweise zur Evolution und Entwicklung des menschlichen Geistes bieten könnte. Er war bestrebt, Zusammenhänge zwischen verschiedenen Disziplinen wie Biologie, Psychologie und Philosophie zu finden, und sah in der Phrenologie eine Möglichkeit, das Verständnis für die Evolution des menschlichen Bewusstseins zu erweitern. Mit der Zeit begann Wallace jedoch, die Phrenologie zu hinterfragen. Durch seine Beobachtungen und Forschungen in der Natur erkannte er, dass die Theorie einer strikten Verbindung zwischen Schädelstruktur und Charaktereigenschaften nicht haltbar war. Die Phrenologie war in ihren Annahmen zu grob und zu wenig differenziert, um den komplexen Mechanismen des menschlichen Verhaltens gerecht zu werden. Zudem ergaben sich bei wissenschaftlichen Tests zahlreiche Widersprüche, die die Glaubwürdigkeit der Phrenologie stark beeinträchtigten. Wallace, der stets ein genauer Beobachter und methodisch denkender Wissenschaftler war, erkannte die Grenzen der Phrenologie und distanzierte sich allmählich davon.

Im Jahr 1853 hat britische Regierung die Pockenimpfung verpflichtend für Kinder gemacht. Seinerzeit war die Keimtheorie neu und noch lange nicht allgemein anerkannt und niemand wusste genug über das menschliche Immunsystem. So wurde Wallace auch zum Impfgegner. Ursprünglich betrachtete er das Thema als eine Frage der persönlichen Freiheit, doch nachdem er die von Impfgegner*innen vorgelegten Statistiken studiert hatte, begann er, die Wirksamkeit der Pockenimpfung in Frage zu stellen. Er entdeckte Fälle, in denen Impfbefürworter*innen fragwürdige, in einigen Fällen sogar völlig falsche Statistiken zur Untermauerung ihrer Argumente verwendet hatten. Wallace war schon immer misstrauisch gegenüber Autoritäten, und vermutete, dass Ärzte ein persönliches Interesse daran hatten, die Impfung zu fördern. Er glaubte außerdem, dass Impfungen weniger wirksam waren, als behauptet und führte den Rückgang der Pocken auf allgemeine Verbesserungen in der Hygiene, den Lebensbedingungen und der Ernährung zurück. In seinen späteren Schriften versuchte er, Statistiken zu präsentieren, die den Standpunkt der Impfkritiker*innen unterstützten. Dabei unterstellte er der britischen Regierung und dem medizinischen Establishment, Impfstatistiken manipuliert zu haben, um die Wirksamkeit der Impfungen zu übertreiben und mögliche Risiken zu verschweigen. Wallace hielt die Impfpflicht für einen Eingriff in die Natur, die er als „grundsätzlich weise“ betrachtete, was zu seiner Überzeugung beitrug, dass der menschliche Körper Krankheiten eigenständig bekämpfen könne. Seine Impfgegnerschaft sorgte für erhebliche Kontroversen und schadete seinem wissenschaftlichen Ansehen. Viele seiner Kolleg*innen, die seine Leistungen in der Evolutionstheorie und der Biologie schätzten, distanzierten sich von ihm aufgrund seiner kritischen Haltung zur Impfung. Wallaces Impfkritik wurde von seinen Gegner*innen als unwissenschaftlich betrachtet, und sein Name wurde in der Öffentlichkeit zunehmend mit unkonventionellen und kontroversen Ansichten assoziiert. 1890 sagte Wallace vor einer königlichen Kommission aus, doch diese stellte Fehler in seinen Aussagen fest, darunter einige fragwürdige Statistiken. Die Zeitschrift The Lancet behauptete, dass Wallace und andere Aktivist*innen bei der Auswahl ihrer Statistiken selektiv vorgingen. Die Kommission kam zu dem Schluss, dass die Pockenimpfung wirksam war und weiterhin verpflichtend sein sollte, empfahl jedoch einige Änderungen an den Verfahren, um die Sicherheit zu erhöhen, und dass die Strafen für Personen, die sich weigerten, weniger streng sein sollten. In einem späteren Pamphlet wiederholte er seine Fehler erneut. Heutige Impfgegner*innen haben meines Wissens noch nie Wallace zitiert.

Wallace begann seine Auseinandersetzung mit dem Spiritismus in den 1860er Jahren, indem er an Séancen teilnahm, bei denen er Zeuge von spirituellen Phänomenen wie Materialisierungen, Tischrücken und automatischem Schreiben auf Schiefertafeln wurde. Er beobachtete und protokollierte die Ereignisse bei Séancen sehr genau. Fasziniert von diesen Ereignissen, war er bald davon überzeugt, dass es sich nicht nur um Scharlatanerie handelte, sondern dass hier echte, wissenschaftlich überprüfbare Phänomene stattfanden. Wallace begann jede neue Untersuchung mit einer gründlichen Literaturrecherche, so auch hier. Er las alles, was er in die Finger bekam, wodurch er nicht nur von den Aufzeichnungen über angebliche Kontakte mit Geistwesen, sondern auch von der Bedeutung solcher Phänomene für die philosophischen, historischen und moralischen Lehren der Bewegung erfuhr.

Wallace führte auch mit dem Medium, Trickbetrüger und Scharlatan Henry Slade (1836 – 1905) Experimente durch und war von den Resultaten fasziniert. Er besuchte einige Sitzungen des schottischen Zauberkünstlers Daniel D. Home (1833 – 1886), der als eines der bedeutendsten Psychokinese-Medien des viktorianischen Englands galt. Home war für seine angeblichen Levitationen und Materialisationen berühmt. Im Buch könnt Ihr nachlesen, wie Home von Harry Houdini analysiert und entzaubert wurde.

Spirit photograph taken by Frederick Hudson of Wallace and his late mother in 1882; he
may have used double exposure (Public Domain).

Spirit photograph taken by Frederick Hudson of Wallace and his late mother in 1882; he may have used double exposure (Public Domain).

Wallace interessierte sich auch für Telepathie, Hellsehen und die Geisterphotographie. 1874 besuchte er den Geisterfotografen Frederick Hudson, er erklärte, dass ein Foto von ihm mit seiner verstorbenen Mutter echt sei. Doch Hudsons Fotografien waren bereits 1872 als Fälschungen entlarvt worden.

Er glaubte, wie damals üblich, an die Existenz des biblischen Gottes und an das Wirken des Heiligen Geistes, obwohl er keiner Konfession angehörte. Er erklärte, dass der Heilige Geist mindestens dreimal in der Geschichte eingegriffen habe: Die Erschaffung des Lebens aus anorganischer Materie, die Einführung des Bewusstseins bei den höheren Tieren und die Entwicklung der höheren geistigen Fähigkeiten des Menschen. Er begann zu behaupten, dass die natürliche Auslese keine Erklärung für mathematische, künstlerische oder musikalische Genialität, metaphysische Überlegungen oder Witz und Humor sein könne.

Für den Rest seines Lebens blieb er davon überzeugt, dass zumindest einige Séance-Phänomene echt waren, trotz Betrugsvorwürfen und Beweisen für Tricksereien. Ober er meinte, dass der Heilige Geist persönlich bei Séancen erscheint, ist mir nicht bekannt. Er stellte Hypothesen darüber auf, dass diese Phänomene möglicherweise auf eine noch unbekannte physikalische Kraft oder Energie zurückzuführen sein könnten. Er argumentierte, dass das Studium solcher Erscheinungen wissenschaftlich legitim sei, auch wenn sie schwer zu erklären waren. Wallace war mit anderen Wissenschaftler*innen im Austausch, die ebenfalls Interesse am Paranormalen hatten. Er veröffentlichte zahlreiche Artikel und Schriften, in denen er die spiritistischen Phänomene verteidigte und argumentierte, dass sie einer objektiven Überprüfung standhalten könnten. Wallace argumentierte, dass spiritistische Phänomene wie die Kommunikation mit Verstorbenen und die Manifestation von Geistwesen Hinweise auf eine Realität jenseits der materiellen Welt seien. Er sah diese Phänomene als Beweise für die Existenz einer spirituellen Dimension und plädierte dafür, diese auf wissenschaftliche Weise zu untersuchen. Seine Bemühungen brachten ihm jedoch Kritik und Spott von Kolleg*innen ein, die den Spiritismus als unwissenschaftlich und irrational abtaten.

Im Gegensatz zu Darwin, der die Welt eher materialistisch betrachtete, war Wallace der Ansicht, dass die Seele und das Bewusstsein nicht ausschließlich biologischen Prozessen entspringen. Sein öffentliches Bekenntnis zum Spiritismus war für seine wissenschaftliche Karriere sowohl ein Segen als auch ein Fluch. Einerseits brachte ihm seine Bereitschaft, gegen den Strom zu schwimmen und unorthodoxe Fragen zu stellen, Respekt ein. Andererseits wurde er von vielen Wissenschaftlern seiner Zeit kritisch beäugt, und einige seiner früheren Unterstützer wandten sich von ihm ab. Der Biologe Thomas H. Huxley (1825 – 1895), ein Verfechter des wissenschaftlichen Materialismus, der als „Darwins Bulldogge“ bekannt war, lehnte Wallaces Ansichten zum Spiritismus scharf ab. Er äußerte sein Unverständnis und seine Kritik gegenüber Wallaces Interesse an Spiritismus in mehreren Briefen und Kommentaren. In einem Brief schrieb er sinngemäß, dass er Wallace für einen der intelligentesten Menschen hielt, es aber bedauerlich fand, dass er seine Energie und seinen wissenschaftlichen Ruf für den Spiritismus einsetzte. Diese Differenz führte letztlich zu Spannungen und Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden Wissenschaftlern, insbesondere weil Huxley und viele seiner Kollegen glaubten, dass Wallaces Interesse am Spiritismus die Integrität der Evolutionstheorie gefährden könnte. Auch heute noch sind Esoterik und Religion damit beschäftigt, die Integrität der Evolutionstheorie zu gefährden.

Wallace ließ sich von der Kritik jedoch nicht beirren. Er blieb bis zu seinem Tod 1913 ein Verfechter des Spiritismus und veröffentlichte auch weiterhin Arbeiten zu diesem Thema. Er war davon überzeugt, dass der Materialismus nicht die ganze Wahrheit erfassen könne und dass der Spiritismus eine wichtige Ergänzung zur traditionellen Wissenschaft darstellte. Erst nachdem er sich ausgiebig mit dem Spiritismus beschäftigt hatte und von der Echtheit spiritistischer Phänomene überzeugt war, begann er, quasi-religiöse Vorstellungen von der Führung höherer Intelligenzen bei der Entwicklung des menschlichen Geistes in seine wissenschaftlichen Argumente einzubringen.

Der Wissenschaftsautor Terence Hines (geb. 1951) schrieb im 20. Jahrhundert: „Was ist mit den Wissenschaftlern wie Hare oder Wallace, die durch das, was sie bei Séancen sahen, überzeugt wurden? Waren sie inkompetente Wissenschaftler, Dummköpfe oder einfach nur leichtgläubig? Die Antwort lautet nichts von alledem. Sie hatten sich einfach über ihr eigenes Fachgebiet hinausgewagt – ein oft fataler Fehler. Sie gingen, wie ihre Kritiker in der wissenschaftlichen Gemeinschaft davon aus, dass man, wenn man ein guter Beobachter im Labor ist, auch qualifiziert ist, in einer Séance zu beobachten. Aber das ist nicht wahr. Medien waren dafür bekannt, zu betrügen, indem sie die Tricks der Magier ausnutzten, die mit Taschenspielertricks und Ablenkung arbeiten. Magie ist ein Handwerk, das jahrelange Erfahrung und Übung erfordert. Die Ausbildung eines Chemikers, Physikers oder Psychologen verleiht nicht die Fähigkeit, die Tricks der Magier zu erkennen. Um solche Betrügereien zu erkennen, muss man Magier sein.“

Alfred Russel Wallace bleibt eine faszinierende Figur, die die Grenzen zwischen Wissenschaft und Spiritualität überschritt. Sein Interesse am Spiritismus wurde lange Zeit als eine exzentrische Neigung abgetan und überschattete teilweise seine wissenschaftlichen Leistungen. Erst in jüngerer Zeit wird sein spirituelles Interesse im Zusammenhang mit seinem Forschergeist und seiner Skepsis gegenüber dem etablierten wissenschaftlichen Materialismus neu bewertet. Heute sehen viele Wissenschaftshistoriker*innen in Wallace einen Vordenker, der offen war für alternative Erklärungen und der bereit war, sich gegen den intellektuellen Mainstream zu stellen. Doch viele seiner Bemühungen basierten wohl nicht auf der aktuellsten Version des damals verfügbaren Weltbildes.  
 
 
Smith, C.H. „Alfred Russel Wallace on Spiritualism, Man, and Evolution: An Analytical Essay.“ Wku.edu, 1992, https://people.wku.edu/charles.smith/essays/ARWPAMPH.htm.
 
Liu, L. „Evolutionism Combined with Spiritualism: A. R. Wallace’s Approach.“ Journal of Cambridge Studies, Volume 5, No. 4, 2012, https://api.repository.cam.ac.uk/server/api/core/bitstreams/b2d9fb25-4096-4229-af28-ea8e73cbe977/content.
 
Glaubrecht, M. „Der Mann, der schneller als Darwin war.“ Der Tagesspiegel, 4.11.2013, https://www.tagesspiegel.de/wissen/der-mann-der-schneller-als-darwin-war-6930517.html.
 
Hemmer, R. & Meßner, D. „Folge 352: Wallace und das Rennen um die Evolutionstheorie.“ Geschichten aus der Geschichte Podcast, 22.6.2022, https://www.geschichte.fm/archiv/gag352.
 
Jachan, M. „Paranormale Behauptungen auf dem Prüfstand – Von Wünschelruten, Elektrosmog und Parapsychologie.“ Springer, 2024, https://www.google.com/search?q=978-3-662-69898-3.

Phrenologie und Kraniologie

Da wir uns zuvor um die Anatomie gekümmert haben, ist jetzt der richtige Zeitpunkt für ein Bisschen Pseudoanatomie. Phrenologie (griech. phrēn ,Geist‘, ,Gemüt‘, ,Zwerchfell‘, ,Körpermitte‘, ,Seele‘) und Kraniologie (lat. cranium ,Schädel‘) bzw. Kraniometrie sind zwei historische Theorien, die sich beide mit dem Zusammenhang zwischen der Struktur des Schädels und der Persönlichkeit, Intelligenz oder anderen geistigen Fähigkeiten befassten. Während Phrenologie und Kraniometrie ähnliche Grundannahmen teilten, gibt es wichtige Unterschiede in ihrem wissenschaftlichen Ansatz und ihrem Einfluss auf verschiedene Bereiche.

Darstellung der Charakteranlagen und Fähigkeiten (Public Domain).

Darstellung der Charakteranlagen und Fähigkeiten (Public Domain).

Die Phrenologie ist eine pseudowissenschaftliche Theorie, die im 18. Jahrhundert vom Arzt und Anatomen Franz Joseph Gall (1758 – 1828) entwickelt wurde. Sie behauptet, dass die Form des menschlichen Schädels Rückschlüsse auf die Persönlichkeit, intellektuelle Fähigkeiten und moralische Charaktereigenschaften einer Person zulasse. Gall und seine Anhänger*innen glaubten, dass das Gehirn in verschiedene, für bestimmte Fähigkeiten zuständige Bereiche unterteilt sei, und dass größere oder stärker ausgeprägte Regionen im Schädel auf eine größere Ausprägung dieser Fähigkeiten hinweisen würden. Phrenolog*innen analysieren die Schädeloberfläche auf „Beulen“ und Vertiefungen, um zu bestimmen, welche Bereiche des Gehirns besonders entwickelt oder unterentwickelt waren. Dies führt zu der Annahme, dass Eigenschaften wie Mut, Mitgefühl oder Musikalität an bestimmten Stellen des Kopfes lokalisiert seien. Die Phrenologie erfreute sich besonders in Europa und den USA großer Beliebtheit und wurde häufig als Rechtfertigung für rassistische und sexistische Stereotypen sowie soziale Hierarchien herangezogen.

Historisches Kraniometer (Public Domain).

Historisches Kraniometer (Public Domain).

Ein Teilgebiet der Phrenologie ist die Kraniologie bzw. Kraniometrie, die die Größe, Form und Proportionen des menschlichen Schädels untersucht. Im Gegensatz zur Phrenologie ging es der Kraniologie weniger um Persönlichkeitsmerkmale als um die physischen Eigenschaften des Schädels, um die Evolution und die Unterschiede zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu studieren. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde sie im Zusammenhang mit rassistischen Theorien populär. Kraniometrische Vermessungen waren in der Anthropologie und Ethnologie noch weit verbreitet, heutzutage finden sie außer bei der Vermessung von tierischen Schädelknochen noch Anwendung in der Archäologie, um Erkenntnisse über die Evolution der menschlichen Spezies zu gewinnen.

Obwohl sie heute als unwissenschaftlich gilt, war die Phrenologie ein früher Versuch, menschliches Verhalten mit biologischen Faktoren zu verknüpfen und trug zur Entwicklung der Neurowissenschaften bei. Die Idee, dass das Gehirn in spezialisierte Regionen unterteilt ist, die spezifische Funktionen steuern, hat sich in der modernen Neurologie bestätigt – allerdings ohne die Annahmen der Phrenologie über Schädelformen zu stützen. Insgesamt war die Phrenologie ein wichtiger, wenn auch irrtümlicher Schritt in der Geschichte der Hirnforschung und Psychologie, der die Notwendigkeit strenger wissenschaftlicher Methodik verdeutlichte.

In der Phrenologie wird angenommen, dass das Gehirn der Sitz der Seele oder des Geistes sei und dass unterschiedliche Bereiche des Gehirns mit verschiedenen seelischen Eigenschaften korrelieren. So wurde beispielsweise angenommen, dass ein ausgeprägtes Temperament oder eine hohe Intelligenz sich in spezifischen Erhebungen oder Vertiefungen des Schädels zeigen würden. In diesem Sinne wurde die Seele als eine Art Produkt der physischen Struktur des Gehirns betrachtet. Phrenologen suchten oft nach dem Beweis für bestimmte seelische Eigenschaften, indem sie die Form und Struktur des Schädels untersuchten. Dies führte zu einer Art Kartenlesen des Schädels, bei dem verschiedene Regionen mit spezifischen Persönlichkeitsmerkmalen oder emotionalen Zuständen verknüpft wurden. Beispielsweise könnte eine bestimmte Ausbuchtung auf dem Kopf als Indikator für kreative Fähigkeiten oder moralische Eigenschaften angesehen werden. Diese Idee der Zuordnung körperlicher Merkmale zu psychischen Eigenschaften ist ein Versuch, die immaterielle Seele in einem messbaren physischen Rahmen zu verankern.

Franz Joseph Galls Privatvorlesungen waren in Wien äußerst beliebt und seine Schriften zählten zu den meistgelesenen. Doch 1801 verbot Kaiser Franz II. die Privatvorlesungen, da sie „religionsgefährlich“ seien. 1805 verließ Gall Wien und fand in Paris eine neue Anhänger*innenschaar. Seine umfangreiche Schädelsammlung ist heute im Rolletmuseum in Baden zu besichtigen. Sein Schüler Johann Caspar Spurzheim brachte die Phrenologie nach England und in die Vereinigten Staaten.

Joseph Haydn’s skull on the altar of the Bergkirche in Eisenstadt, 1954 (Public
Domain).

Joseph Haydn’s skull on the altar of the Bergkirche in Eisenstadt, 1954 (Public Domain).

Phrenolog*innen untersuchen gerne die Schädel Lebender, doch an den Schädeln Toter ist eine detailliertere Untersuchung möglich. So hatte die Wiener Phrenologie großes Interesse am Schädel des berühmten Komponisten Franz Joseph Haydn (1732 – 1809), der der Hauskomponist der Familie Esterházy aus dem ungarischen Eisenstadt war. Haydn starb am 31. Mai 1809 in Wien, kurz nachdem Napoleon Wien belagert und schließlich eingenommen hatte. Er wurde am nächsten Tag in Wien beigesetzt, ohne dass eine angemessene Trauerfeier veranstaltet werden konnte. Acht Tage später haben der Sekretär des Fürsten Esterházy und Haydns Freund Carl Joseph Rosenbaum (1770 – 1829) und der Gefängnisverwalter Johann Nepomuk Peter den Sarg heimlich wieder ausgraben lassen und Schädel von der Leiche abgetrennt und entwendet. Dafür haben sie den Totengräber bestochen. Rosenbaum und Peter hatten ein halbes Jahr zuvor schon, mithilfe desselben Totengräbers, den Schädel der Leiche der berühmten Schauspielerin Elisabeth Roose geraubt.

Die beiden Phrenologen Rosenbaum und Peter erhielten also den gesamten Kopf Haydns, bei dem nach acht Tagen bereits die Verwesung eingesetzt hat. Rosenbaum beschrieb in seinem Tagebuch, dass er sich übergeben hat müssen, als er ihn empfing. Peter entfernte in den nächsten Wochen die Weichteile vom Knochen, um endlich phrenologische Wissenschaft am Schädel eines sehr begabten Musikers machen zu können. Er fand auch den „Tonsinn“ anhand seiner Oberflächenstruktur, genauso wie die Gall’sche Theorie es beschreibt. Schließlich übergab Peter seine gesamte Sammlung von Schädelknochen an Rosenbaum, der den Schädel seines Freundes Haydn auf Samt gebettet zuhause ausstellte.

Erst 1820 zeigten die Esterházys Interesse daran, Haydns Überreste zu exhumieren und nach Eisenstadt zu überführen, um sie gebührlich zu bestatten. Bei der Exhumierung zeigte sich jedoch, dass sein Schädel unter der leeren Perücke fehlte. Zunächst wurden Haydns Überreste ohne Schädel in Eisenstadt erneut beigesetzt.

Für die Wiener Polizei war es nicht schwer, den Täterkreis auf die Phrenologie und die Autopsie einzugrenzen, da deren Interesse an Schädeln allgemein bekannt war. Als sie zu Peters Haus kamen, gestand er, dass der Schädel nun bei Rosenbaum sei. Rosenbaum erwartete die Polizei bereits, aber er übergab ihr den Schädel eines Jugendlichen anstatt Haydns. Als dieser Schädel untersucht wurde, zeigte sich, dass er nicht von einem 77-jährigen Mann stammen konnte. So kam die Polizei erneut zu Rosenbaum, der sich für die Verwechslung entschuldigte und erneut einen falschen Schädel aushändigte. Dieser falsche Schädel wurde dann im neuen Grab Haydns bestattet.

An seinem Totenbett vermachte Rosenbaum den echten Schädel Haydns Peter, der auch den Auftrag erhielt, ihn dem Wiener Musikkonservatorium zu vermachen. Der Schädel wanderte schließlich noch durch etliche Hände, bis er schließlich 1954 vom Wiener Musikverein an die Familie Esterházy zurückgegeben wurde. So liegen heute zwei Schädel in Haydns Grab. Ich lege Euch nahe, Euch die unten genannten Podcast-Folgen anzuhören, die die detailreiche, makabere und verwirrende Geschichte der Wanderung Haydns Schädel erzählen!

Die Phrenologie spielte eine bedeutsame Rolle in der ideologischen Untermauerung von rassistischen Theorien, die später von den Nazis genutzt wurden. Obwohl die Phrenologie bereits im 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt hatte, beeinflusste sie die Entwicklung von Ideen zur „Rassenhygiene“ und biologischen Überlegenheit, die im Dritten Reich besonders zentral waren. Die Nazis nutzten verschiedene pseudowissenschaftliche Konzepte, darunter auch Elemente der Phrenologie, um die Überlegenheit der sogenannten „arischen Rasse“ zu begründen. Sie argumentierten, dass Schädelmerkmale wie Form, Größe und Symmetrie Rückschlüsse auf die intellektuellen und moralischen Eigenschaften eines Menschen zuließen, wobei sie solche Merkmale bei ihrer eigenen „Rasse“ als überlegen darstellten. Diese Ideen wurden in Verbindung mit anderen rassistischen Theorien, wie der Eugenik und der Rassenanthropologie, zur Rechtfertigung von Diskriminierung, Zwangssterilisationen und letztlich dem Völkermord an Millionen von Menschen im Holocaust verwendet. Obwohl Phrenologie selbst im wissenschaftlichen Diskurs bereits diskreditiert war, griffen die Nazis auf diese und ähnliche Theorien zurück, um ihre rassistischen und antisemitischen Ideologien zu legitimieren.  
 
 
Kugler, M. „Falsifiziert: Phrenologie.“ Die Presse, 25.9.2010, https://www.diepresse.com/597245/falsifiziert-phrenologie.
 
Hemmer, R. & Meßner, D. „Folge 217: Wie Joseph Haydn den Kopf verlor.“ Geschichten aus der Geschichte Podcast, 20.11.2019, https://www.geschichte.fm/podcast/zs217.
 
Singer, F. „Die mit dem Schädel.“ Darf’s ein bisserl Mord sein?, 30.12.2019, https://www.darfseinbisserlmordsein.com/podcast/episode/5f036860/episode-6-die-mit-dem-schadel.
 
„Als Haydns Kopf gestohlen wurde.“ Esterhazy.at, 2024, https://esterhazy.at/joseph-haydn/joseph-haydns-werdegang/als-haydns-kopf-gestohlen-wurde.
 
„Der Gallsche Schädel und die daraus entstandene Phrenologie.“ Leibniz-forschungsmuseen.de, 2024, https://www.leibniz-forschungsmuseen.de/fileadmin/user_upload/Forschungsmuseen/09_Gallscher_Sch\%C3\%A4del_final.pdf.
 
Jachan, M. „Paranormale Behauptungen auf dem Prüfstand – Von Wünschelruten, Elektrosmog und Parapsychologie.“ Springer, 2024, https://www.google.com/search?q=978-3-662-69898-3.

Die Suche nach der Seele

Dieser Artikel wurde mit Dr. Andreas Gradert (https://humanismus.at/author/andreas-gradert) geschrieben.

TRIGGERWARNUNG: In diesem Artikel werden historische Tatsachen beschrieben, die Gewalt gegenüber Tieren beinhalten!

Niemand weiß etwas über die Seele (vermutlich urgerm. saiwaz ,See‘), aber alle reden darüber. Eine Seele sei eine unvergängliche Essenz des Menschen, so lautet wohl die zentrale Hypothese. Jedem*r wird eine Seele aufgezwungen, aber niemand weiß, ob sie überhaupt existieren. Von Höhlenmalereien wie z. B. in Lascaux, Frankreich oder in Altamira, Spanien können wir erkennen, dass der Mensch seit mindestens 30.000 Jahren an eine spirituelle Lebensessenz glaubt, zugehörige schamanistische Praktiken hat, also an so etwas wie eine Seele glaubt. Es gibt viele unterschiedliche Vorstellungen darüber, welche Eigenschaften eine Seele habe und wo im menschlichen Körper sie sich befinde. Zusammen mit Koautoren möchte ich eine Artikelserie zum Thema „Seele“ schreiben. Hier versuchen wir die Frage zu beantworten, ob es Seelen überhaupt gibt. Aber Ihr wisst sicher schon, dass wir das nicht verneinen können. Lasst uns stattdessen durch die Geschichte der Seelenforschung streifen, um zu sehen, dass sie nirgends gefunden wurde und dass sie auch gar nicht fehlt.

Die Seele ist eher als immaterielles Konzept zu betrachten, man hat sie bei der Autopsie ja auch nicht gefunden. Solcherart Überlegungen sind philosophisch oder religiös motiviert, es ist also zu erwarten, dass viel unkonkretes Gerede dabei sein wird. Nur die Naturwissenschaft hat die Möglichkeit, die Suche nach der Seele in der Tat anzugehen. Und das tat sie.

Die Wissenschaft namens Psychologie (griech. psyché ,Seele‘, ,(Lebens-)Hauch‘; lógos ,Wort‘, ,Rede‘, ,Lehre‘) erinnert heute noch an das griechische Wort für Seele, welches eng mit dem Wort Atem verbunden ist, obwohl sie auch ohne sie auskommt. Viele Kulturen und Philosophien verbanden den Atem direkt mit der Seele, da der Atem als Lebensquelle galt. Im Lateinischen bedeutet „Spiritus“ sowohl Atem als auch Geist. So könnt Ihr erkennen, warum mein Blog über den Spiritismus (lat. spiritus ,Geist‘, ,Hauch‘, ,Atem‘, ,Seele‘) und die Parapsychologie (griech. pará ,bei‘, ,neben‘, ,gegen‘) sich hier um die Seele an sich kümmern muss. Lasst mich vorweg noch sagen, dass man „früher“ zwischen Seele, Bewusstsein und Geist kaum unterscheiden konnte und dass das „heute“ auch noch recht unklar ist.

René Descartes’ Illustration des Dualismus: Reize werden von den Sinnesorganen
weitergeleitet, erreichen die Epiphyse im Gehirn und wirken dort auf den immateriellen
Geist ein (Public Domain).

René Descartes’ Illustration des Dualismus: Reize werden von den Sinnesorganen weitergeleitet, erreichen die Epiphyse im Gehirn und wirken dort auf den immateriellen Geist ein (Public Domain).

Beginnen wir hier mit der Renaissance und der Aufklärung. Mit der Entwicklung der Medizin und der Anatomie, insbesondere durch die Arbeiten von René Descartes (1596 – 1650), verschob sich der Fokus auf das Gehirn als den Ort des Denkens und der Seele. Er führte den Dualismus ein und trennte Seele und Körper strikt voneinander. Die Seele sei eine denkende Substanz, die unabhängig vom materiellen Körper existiere. Descartes sah das Gehirn als den Hauptort des Bewusstseins und postulierte, dass die Zirbeldrüse der Ort der Verbindung zwischen Körper und Geist sei, weil sie eine zentrale Struktur im Gehirn ist, die mittig sitzt, also unpaarig ist. Seine Theorie wurde in der medizinischen und wissenschaftlichen Gemeinschaft weitgehend abgelehnt, blieb aber ein einflussreicher Gedanke in der Philosophie. Die Aufklärung stellte mit dem Materialismus und Empirismus das Konzept der Seele infrage und suchte nach physischen Erklärungen für Bewusstsein und Denken. Die Seele war trotzdem nicht totzukriegen.

Der Aufklärer und Philosoph François-Marie Arouet (1694 – 1778) genannt Voltaire hatte Mitte des 18. Jahrhunderts keine Hoffnung mehr, etwas über die Seele in Erfahrung bringen zu können: „Könnte man in die eigene Seele blicken, wäre dies eine gute Sache. ‚Erkenne Dich Selbst‘ ist eine vortreffliche Verhaltensregel, aber nur Gott vermag sie anzuwenden, denn wer außer ihm wäre in der Lage, sein eigenes Wesen zu erkennen? ‚Seele‘ nennen wir, was mit Leben erfüllt. Mehr wissen wir, weil unser Verstand beschränkt ist, leider nicht. Drei Viertel der Menschheit geht darüber nicht hinaus und hat an der Seele kein Interesse, das andere Viertel sucht und findet nichts, noch wird jemals irgendjemand etwas finden.“

Dem Pathologen, Anatomen, Anthropologen, Prähistoriker und Politiker Rudolf L. Virchow (1821 – 1902) wird folgendes Zitat zugeschrieben: „Ich habe so viele Leichen seziert und nie eine Seele gefunden.“ Es gibt jedoch keinen belegbaren Nachweis, dass Virchow dieses Zitat wörtlich geäußert hat. Es passt aber zur materialistischen Weltsicht, die die Existenz einer immateriellen Seele infrage stellt.

The Human Soul. Its Movements, Its Lights, and the Iconography of the Fluidic
                                                                                           
                                                                                           
Invisible. (1913); Hippolyte Ferdinand Baraduc (1850-1909) (Copyright Unknown).

The Human Soul. Its Movements, Its Lights, and the Iconography of the Fluidic Invisible. (1913); Hippolyte Ferdinand Baraduc (1850-1909) (Copyright Unknown).

Hippolyte Ferdinand Baraduc (1850 – 1909) war ein französischer Arzt und Parapsychologe, der vor allem für seine Versuche einer ikonographischen Darstellung von Gedanken und Gefühlen bekannt war. Baraduc glaubte, dass es möglich sei, menschliche Gemütszustände oder Emotionen, wie z. B. Trauer, fotografieren zu können, ebenso wie die Seele. In seinem 1896 erschienenen Buch The Human Soul veröffentlichte er Fotografien, die seiner Meinung nach durch eine „psycho-odische-fluidische Strömung“ entstanden sind, die mit den fotografischen Platten interagierte. Seine Technik bestand darin, eine lebende Taube mit einer an der Brust befestigten Fotoplatte an einem Brett zu befestigen und der Taube die Kehle durchzuschneiden, wobei die Fotoplatte ein „Bild ihres Todeskampfes in Form von kräuselnden Wirbeln“ zeigte. Nach diesem Probelauf legte er eine fotografische Platte auf den Körper eines sterbenden Mannes in einem völlig dunklen Raum, die „drei Stunden nach dem Tod einen Eindruck von den Lebenskräften erhielt“.

Artikel aus der New York Times vom 11. März 1907 zu MacDougalls Untersuchungen
(Public Domain).

Artikel aus der New York Times vom 11. März 1907 zu MacDougalls Untersuchungen (Public Domain).

Der US-amerikanische Arzt Duncan MacDougall (1866 – 1920) wollte 1907 herausfinden, ob die menschliche Seele eine Masse habe, und versuchte, sie durch Wiegen Sterbender zu bestimmen. MacDougall wog insgesamt sechs sterbende Patient*innen auf speziell konstruierten Waagen, um festzustellen, ob es nach dem Tod einen Gewichtsverlust gäbe, der auf die Seele zurückzuführen sei. Er berichtete, dass er im Durchschnitt einen Verlust von 21 Gramm feststellte. MacDougall deutete diese Messung so, dass die Seele eine Masse habe und diese beim Tod den Körper verlasse. Als nächstes vergiftete er fünfzehn Hunde und stellte während deren Sterben keine Gewichtsabnahme fest, woraus er folgerte, dass Hunde keine Seele besäßen. Diese Arbeit zog nicht nur wissenschaftliche, sondern auch mediale Aufmerksamkeit auf sich und wurde 1907 auch in der New York Times thematisiert. Dadurch wurde der Mythos von den 21 Gramm weithin bekannt. Doch diese Theorie wurde sehr schnell kontrovers diskutiert und als unwissenschaftlich kritisiert.

Sein Experiment wies gravierende methodische Mängel auf. Die Anzahl der Proband*innen war extrem klein und die Messergebnisse variierten stark. Andere Wissenschaftler*innen wiesen darauf hin, dass der beobachtete Gewichtsverlust durch ganz natürliche körperliche Vorgänge erklärt werden könne, wie etwa Luftaustritt aus den Lungen, Schweiß oder Flüssigkeitsverlust nach dem Tod. Obwohl MacDougalls Experiment die Grundlage für die Vorstellung lieferte, dass die Seele 21 Gramm wiegen könnte, gibt es keine wissenschaftlichen Beweise, die diese Behauptung stützen. In den 1930er Jahren wiederholte ein Lehrer aus Los Angeles McDougalls Tierexperimente mit Mäusen. Er konnte zunächst bei einer an Cyanid gestorbenen Maus einen Gewichtsverlust im Moment des Todes feststellen, aber als er eine weitere sterbende Maus in einen hermetisch verschlossenen Glasbehälter sperrte, kam es zu keinem Gewichtsverlust.

In einem weiteren Versuch, die Seele nachzuweisen, soll MacDougall schließlich auf die Röntgentechnologie zurückgegriffen haben, um sie als „Schattenbild“ sichtbar zu machen. Er stellte die etwas vage Hypothese auf, dass, wenn die Seele den Körper beim Tod verlasse, diese möglicherweise auf einem Röntgenbild sichtbar gemacht werden könne. Die Verwendung von Röntgenstrahlen in der Medizin steckte zu dieser Zeit noch in den Kinderschuhen, und es ist unklar, ob MacDougall wirklich systematische Röntgenaufnahmen gemacht hat oder ob dies nur ein später hinzugefügter Aspekt war.

Kirlian photograph of two coins (Public Domain).

Kirlian photograph of two coins (Public Domain).

Im Russland der 1930er Jahre wurde eine neuartige Art der Fotografie, die Kirlian-Fotografie, entwickelt. Sie erzeugt Bilder von Objekten, die von einem Hochspannungsfeld umgeben sind. Diese Bilder zeigen oft eine leuchtende, auraartige Umrandung um das Objekt herum. Die Methode wurde später mit pseudowissenschaftlichen Ansätzen genutzt, um die Existenz der „Lebensenergie“ oder Seele zu beweisen. Heute ist die Kirlian-Fotografie vor allem in der Esoterik und Pseudomedizin bekannt, wo eine Fotografie der „Aura“ Hinweise auf den Gesundheitszustand oder die emotionale Verfassung geben soll.

Bei der Kirlianfotografie handelt es sich jedoch um ein vollständig erklärbares Phänomen. Die Hochspannung ruft Koronaentladungen hervor, die fotografisch festgehalten werden. In meinem Buch könnt Ihr nachlesen, wie der Gerichtsmediziner und Skeptiker Otto G. Prokop (1921 – 2009) die Aura der gefrorenen Zehe einer Leiche dargestellt hat.

Ein weiteres bemerkenswertes Phänomen der Kirlian-Fotografie ist der sogenannte „Phantomblatt-Effekt“. Dabei wird ein Teil eines Blattes abgeschnitten, doch auf dem Kirlian-Foto bleibt der Umriss des fehlenden Teils weiterhin zu sehen. Dies führte zu Spekulationen, dass ein „energetisches Gedächtnis“ des Blattes weiterhin existiere, selbst wenn das Blatt beschädigt ist. Einige sahen darin einen Hinweis auf die Existenz eines „feinstofflichen Körpers“ oder der Seele eines Lebewesens, die unabhängig von der physischen Form existiert. In einem typischen Experiment dazu wurde ein Blatt von einem Baum in ein starkes elektrisches Feld gelegt und mit der Kirlian-Fotografie fotografiert. Danach wurde ein Teil des Blattes abgeschnitten und das verbleibende Blatt wurde erneut mit der Kirlian-Methode fotografiert. Auf dem zweiten Foto war manchmal immer noch der Umriss des fehlenden Teils zu sehen, als ob das entfernte Stück weiterhin auf „energetischer Ebene“ vorhanden wäre. Obwohl der Phantomblatt-Effekt auf den ersten Blick mysteriös und faszinierend erscheint, gibt es eine einfache Erklärung dafür. Die Kirlian-Fotografie erzeugt Bilder aufgrund einer Koronaentladung, also ionisierte Luftpartikel oder Feuchtigkeit in der Nähe eines Objekts leuchten auf, wenn es einem Hochspannungsfeld ausgesetzt wird. Auch nachdem ein Teil des Blattes entfernt wurde, könnte Feuchtigkeit oder ionisierte Luft an der Stelle geblieben sein, an der das Blatt vorher war.

Eine weitere Forschungsmodalität, um die Seele zu finden, sind Nahtoderfahrungen. Forschungen zu Nahtoderfahrungen in den 1970er Jahren haben versucht, zu erklären, ob das Bewusstsein den Tod überdauert. Nahtoderfahrungen, in denen Menschen behaupteten, ihren Körper zu verlassen und ein „Licht“ oder spirituelle Wesen zu sehen, wurden von einigen als Beweis für das Fortbestehen der Seele gedeutet. Neueste Erkenntnisse in der Neurologie erklären diese Phänomene ohne eine Seele, sondern durch Sauerstoffmangel im Gehirn.

Mit der Entwicklung der wissenschaftlichen Psychologie wird das Studium des Geistes vom unnötigen Begriff einer Seele losgelöst. Der Physiologe, Psychologe und Philosoph Wilhelm M. Wundt (1832 – 1920) gründete 1879 das erste psychologische Labor und erforschte das Bewusstsein experimentell. Der amerikanische Psychologe und Philosoph William James (1842 – 1910) erkannte das Bewusstsein als Funktion des Gehirns und postulierte, dass psychische Prozesse durch neurologische Vorgänge erklärt werden können. Sigmund Freud (1856 – 1939) entwickelte 1899 die Psychoanalyse und beschrieb das Unbewusste, was ein neues Konzept innerer psychischer Kräfte schafft. Der amerikanische Psychologe und Verhaltenstheoretiker Burrhus F. Skinner (1904 – 1990) lehnte die Idee einer immateriellen Seele ebenfalls ab. Er verfolgte eine strikt behavioristische Perspektive, die auch den Geist, also das Bewusstsein, als nicht messbar oder nicht wissenschaftlich zugänglich betrachtete. In seiner Theorie des Behaviorismus legte er den Fokus auf beobachtbares Verhalten und die äußeren Reize, die dieses Verhalten beeinflussen. Der Sprachwissenschaftler Noam Chomsky (geb. 1928) und andere führten die kognitive Psychologie ein, die das Bewusstsein und das Denken als Informationsverarbeitung beschreibt. Die Idee einer immateriellen Seele verschwand, zumindest in der Welt der Wissenschaft. Ab den 1970ern konnten die Neurowissenschaften die neuronalen Grundlagen des Bewusstseins untersuchen. Man erkannte, wie bestimmte Hirnregionen Bewusstseinszustände und Identität beeinflussen.

Der britische Zoologe, Evolutionsbiologe und bekennende Atheist Richard Dawkins (geb. 1941) vertritt mit seinen Ansichten um das „egoistische Gen“ die Sichtweise, dass unser Verhalten und Bewusstsein durch genetische Programmierung geprägt sind, was das traditionelle Konzept einer autonomen Seele infrage stellt. Im 21. Jahrhundert können wir künstliche Intelligenz und Neurowissenschaften verbinden. Es gibt Modelle, die versuchen, Bewusstsein physikalisch und quantitativ zu beschreiben. Doch auch heute ist das „harte Problem“ des Bewusstseins, also wie subjektive Erlebnisse aus biologischen Prozessen entstehen, noch ungelöst. Viele reden immer noch davon, dass dies die moderne Variation der Frage nach der Seele sei, doch der Geist, das Bewusstsein, ist sterblich.

Die Wissenschaft hat alle Stellen des Körpers und alle Arten von Materie abgesucht, nirgends fand man eine Seele oder Ähnliches. Sie dürfte nicht da sein, es dürfte sich nur um ein althergebrachtes Konstrukt handeln, welches da ist, weil die Religionen es brauchen, um den freien Menschen unfrei zu machen. Die Idee der Seele hat sich von einem religiös-philosophischen Konzept hin zu einem wissenschaftlich-neurologischen Verständnis von Bewusstsein und Psyche gewandelt. In der modernen Wissenschaft wird die Seele nicht mehr als eigenständige Entität betrachtet, sondern als Summe komplexer neuronaler und psychologischer Prozesse. Dennoch bleibt die Frage nach dem Ursprung und der Natur des Bewusstseins eine offene und faszinierende Herausforderung. Und es bleibt die Tatsache, dass der Begriff „Seele“ noch bedeutungsloser geworden ist.

Evolutionäre und säkulare Humanist*innen wie du und ich glauben nicht an die Existenz einer Seele, weil, die wissenschaftliche Forschung zeigt, dass Bewusstsein und Persönlichkeit vollständig auf physikalischen und biologischen Prozessen beruhen und weil es keine empirischen Belege für eine unsterbliche, immaterielle Seele gibt. Ethik, Werte und Sinn können ohne metaphysische Annahmen entwickelt werden. Das Weltbild, das sich auf die Prinzipien des Naturalismus stützt, betont die Autonomie und Verantwortung des Menschen und richtet den Fokus auf ein erfülltes Leben im Hier und Jetzt.  
 
 
Watkins, A.J. & Bickel, W.S. „A Study of the Kirlian Effect.“ Skeptical Inquirer Volume 10.3, 1986, https://skepticalinquirer.org/1986/04/a-study-of-the-kirlian-effect.
 
Hollenbach, M. „Urgrund des Menschen?“ Deutschlandfunk Kultur, 6.9.2008, https://www.deutschlandfunkkultur.de/urgrund-des-menschen-100.html.
 
Wolf, C. „Aristoteles – Das Gehirn als Kühlsystem.“ Neurowissenschaftliche Gesellschaft e. V., 29.1.2014, https://www.dasgehirn.info/entdecken/meilensteine/aristoteles-das-gehirn-als-kuehlsystem.
 
Ayan, S. „Was von der Seele übrig bleibt.“ Spektrum.de, 3.12.2015, https://www.spektrum.de/news/warum-wir-an-die-seele-glauben/1379699.
 
Schwarcz, J. „The Real Story Behind ‚21 Grams‘.“ Mcgill.ca, 19.6.2019, https://www.mcgill.ca/oss/article/did-you-know-general-science/story-behind-21-grams.
 
Antwerpes, F. „Seele.“ DocCheck Medical Services GmbH, 2024, https://flexikon.doccheck.com/de/Seele.
 
„Seele.“ Naturphilosophie.org, 2024, https://www.naturphilosophie.org/seele.
 

Allan Kardecs Fragen an die Geister

Im Buch Paranormale Behauptungen auf dem Prüfstand – Von Wünschelruten, Elektrosmog und Parapsychologie (https://www.google.com/search?q=978-3-662-69898-3) erzähle ich einige Anekdoten aus der Welt des Spiritismus, der im 19. Jahrhundert boomte. Für etliche Anekdoten war jedoch kein Platz mehr im Buch, weswegen ich sie hier präsentieren werde. Um das große Geheimnis gleich vorweg zu verraten: Kein einziges spiritistisches Medium konnte je einen rigorosen Test bestehen.

Allan Kardec (Public Domain).

Allan Kardec (Public Domain).

Der französische Pädagoge und spätere Spiritist Hippolyte Léon Denizard Rivail genannt Allan Kardec (1804 – 1869) stand dem Spiritismus anfangs skeptisch gegenüber. Er studierte Naturwissenschaften und Philosophie beim Schul- und Sozialreformer Johann H. Pestalozzi (1746 – 1827) in Yverdon, Schweiz. 1828 kaufte er eine Pariser Bildungseinrichtung für Knaben und unterrichtete Mathematik, Physik, Chemie, Astronomie, Humanbiologie, vergleichende Anatomie und Französisch.

Doch es kam dazu, dass er den Kardecismus, eine Lehre, die auf Spiritismus und Reinkarnation basiert, begründete. Als er sich überreden ließ, an einer Tischrücken-Sitzung teilzunehmen, sah er, wie der Tisch scheinbar wie von selbst hin- und herrückte und sich in die Luft erhob. Er war auch von den Vorführungen der Fox Sisters begeistert; jedoch war er bereits tot, als Margaret Fox (1833 – 1893) ihre Schwindeleien zugab. Kardec war verblüfft und vermutete, dahinter stecke ein bislang noch unentdecktes Naturgesetz und beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen. Über die Aufklärung des Schwindels der Fox Sisters könnt Ihr in meinem Buch erfahren!

Da Kardec selbst kein Medium war, verfolgte er folgenden Ansatz: Er stellte eine Liste von Fragen zusammen und suchte sich einige Medien, die diese Fragen angeblich den Geistern zu stellen vermochten. Seine Fragen waren z. B.: „Was ist ein Geist?“ Die Antwort, die er erhielt, lautete, dass Geister die immateriellen Seelen von verstorbenen Menschen seien, die sich nach dem Tod vom physischen Körper gelöst haben und allein weiterexistieren. „Sind Geister von reiner Materie?“ Geister besitzen keine grobe Materie, sondern seien aus einer feineren, immateriellen Substanz, die wir Menschen nicht wahrnehmen können. „Was ist der Zweck des menschlichen Lebens?“ Das Leben auf der Erde sei eine Prüfung und ein Lernprozess, der es der Seele ermögliche, durch Erfahrungen und moralische Entwicklung Fortschritte zu machen. „Was passiert mit der Seele nach dem Tod?“ Diese zentrale Frage führte zu der Antwort, dass die Seele in eine andere Existenzform übergehe, weiterhin bestehe und sich weiterentwickle, basierend auf dem Verhalten und den Handlungen im irdischen Leben. Kardec wollte folglich auch wissen, wie sich irdische Taten auf das Schicksal der Seele auswirken und stellte Fragen zu Moral und Ethik: „Wie beeinflusst das Verhalten auf Erden das Leben nach dem Tod?“ Gute Taten und moralisches Handeln erheben die Seele auf eine höhere Entwicklungsstufe, während egoistisches oder schlechtes Verhalten negative Konsequenzen habe. „Gibt es eine Hölle oder ewige Verdammnis?“ Kardec stellte diese Frage, um herauszufinden, ob die traditionellen christlichen Vorstellungen von Himmel und Hölle der Realität entsprechen. Die Antwort war, dass es keine ewige Hölle gebe, sondern dass die Seelen, die falsch gehandelt haben, die Möglichkeit zur Weiterentwicklung und Besserung haben.

„Was ist Gott?“ „Sind die Sterne und Planeten bewohnt?“ „Reinkarnieren Seelen?“ „Wie oft muss eine Seele reinkarnieren?“ Am besten, man fragt einen generativen vortrainierten Transformer, doch Kardec bzw. die damaligen Medien hatten nur feinstoffliche Techniken wie Tischrücken oder Schreibbretter zur Verfügung.

Kardec begann, immer differenziertere und komplexere Fragen zu stellen, die eine rationale Analyse der Antworten ermöglichten. Dieser methodische Ansatz half ihm, sich ein Bild von den Phänomenen zu machen und sie ernsthaft zu untersuchen. Doch da Kardec ein kritischer Geist war, fragte er auch, warum die Geister manchmal auch falsch oder widersprüchlich antworteten. Ihm wurde erklärt, dass nicht alle Geister gleich fortgeschritten seien und einige Geister absichtlich irreführen oder sich über Menschen lustig machen könnten. Diese Geister seien weniger entwickelte, niedrige Geister.

Allmählich erkannte Kardec, dass es sich bei den Antworten, die durch die Medien übermittelt wurden, um mehr als bloße Zufälle oder Einbildungen handeln musste. Es war die Kohärenz und Logik der geäußerten Botschaften, die ihn schließlich überzeugten, dass hier eine reale und noch nicht verstandene Kraft am Werk war. Kardec nahm schließlich an, dass die Antworten von nicht-materiellen Wesen stammen könnten, die von den Medien als Vermittler genutzt würden. Seine anfängliche Skepsis verwandelte sich in eine ernsthafte Untersuchung und schließlich in Überzeugung. Kardec blieb jedoch weiterhin ein kritischer Denker und entwickelte den Spiritismus als eine Form der systematischen Philosophie, die auf moralischen und ethischen Prinzipien beruhte. Er war stets bestrebt, den Spiritismus nicht als Aberglaube, sondern als eine neue wissenschaftliche Disziplin darzustellen, die die Existenz von Geistern und das Leben nach dem Tod erklärte.

Die Geistwesen offenbarten ihm auch, dass er die Reinkarnation des Druiden Allan Kardec sei, weshalb er sich fortan so nannte. Und sie baten ihn, ein Buch mit ihren Antworten zu veröffentlichen. Das Buch der Geister umfasste mehr als tausend Fragen über die Natur der Geistwesen, der Geisterwelt, der Beziehung zwischen der Geisterwelt und der unsrigen und deren angeblichen Antworten. Es wurde zu einem wesentlichen Werk über den Spiritismus. Später folgten weitere Bücher, wie Das Buch der Medien, Das Evangelium im Lichte des Spiritismus, Himmel und Hölle oder Genesis, und er gab sogar eine Zeitschrift, die Revue Spirite, heraus.

Nach Kardecs Lehre sei das Universum, welches Materielles und Spirituelles beinhalte, von einem höchsten Geist namens „Gott“ geschaffen. Das Geistige sei unabhängig vom Materiellen, es gehe der Schöpfung der materiellen Welt voran und es überdauere ihr Ende. Eine zentrale Idee darin ist auch die Seelenwanderung. Die Geister sollen in zwei Zuständen, inkarniert und nicht inkarniert, leben. Sie seien als unwissend erschaffen worden und bedürfen einer stufenweisen geistig-moralischen Entwicklung. Im inkarnierten Zustand könnten sie diese Entwicklung besser durchführen als im nicht inkarnierten, da sie auf die Erinnerungen an vorherige Inkarnationen zugreifen könnten. Beim Aufstieg der unteren Geister würden erfahrenere Geister, wie z. B. Jesus oder Schutzengel helfen. Für uns Menschen seien spiritistische Sitzungen das Mittel der Wahl zur geistigen Entwicklung – wer hätte das nicht gedacht?

Die katholische Kirche verurteilte den Kardecismus als gefährlich und häretisch und sah darin eine Gefahr für die katholische Glaubensgemeinschaft. Kardecs Ideen seien eine Täuschung und könnten Menschen von der Kirche abbringen. Sie veröffentlichte verschiedene Gegenschriften, die den Kardecismus als Irrlehre bezeichneten und davor warnten, spiritistische Sitzungen zu besuchen oder Kardecs Bücher zu lesen. Die Kirche kritisierte insbesondere die Ablehnung des Konzepts einer ewigen Hölle und die Idee der Reinkarnation, da sie diese als unvereinbar mit der katholischen Vorstellung des endgültigen Gerichts betrachtete.

1969, Kardec 1v (Copyright Unknown).

1969, Kardec 1v (Copyright Unknown).

In der „Fach“literatur wird seine Abwendung vom Skeptizismus und seine Hinwendung zum Spiritismus als Bekehrung dargestellt. Seine Lehre öffnete weitere Türen für Lüge und Betrug. Seine Schriften wurden in dreißig Sprachen übersetzt, und der Kardecismus fand großen Anklang und überzeugte etliche namhafte Größen des gesellschaftlichen Lebens. In Brasilien entwickelte sich um ihn eine eigenständige Religion, in der auch viele pseudomedizinische Methoden praktiziert wurden, von welchen auch heute noch viele im staatlichen Gesundheitssystem ihren Platz haben. Es wurde sogar eine Vereinigung brasilianischer Ärzte, die Associação Médico Espírita Brasil, gegründet, die Kardecs Lehren folgt. Um die vier Millionen Brasilianer*innen bezeichnen sich als Spiritist*innen und glauben, dass man, bzw. sein*ihr Geist sich im Jenseits vervollkommnen würde. 1969 wurde sogar eine brasilianische Briefmarke mit Kardecs Konterfei veröffentlicht.

Obwohl der Spiritismus viel älter ist, ist Kardec ist als ein Gründer des Spiritismus in einer umfassenderen Weise zu verstehen. Er lieferte eine systematische Theorie und gab der Bewegung eine stabile Grundlage, die bis heute Einfluss hat. Besonders in Ländern wie Brasilien, wo Kardecs Spiritismus Teil der Kultur und Religion ist, hat er einen nachhaltigen und tiefgreifenden Einfluss auf das spirituelle Denken und die Praxis. Es bleibt noch zu sagen, dass Allan Kardec eines Tages C. F. Samuel Hahnemann (1755 – 1843), dem Erfinder der Homöopathie, erschienen ist.  
 
 
Roeder, E. „Alles wird zu Religion: Glaube und Religion in Brasilien.“ Bundeszentrale für politische Bildung, 30.5.2014, https://www.bpb.de/themen/mittel-suedamerika/brasilien/gesellschaft/185297/alles-wird-zu-religion.
 
„Spiritualism.“ RationalWiki, 2018, https://rationalwiki.org/wiki/Spiritualism.
 
„Kardecismus.“ Psiram, 2018, https://www.psiram.com/de/index.php/Kardecismus.
 
Waschkau, A. & Waschkau, A. „Folge 230: Die Fox-Schwestern.“ Hoaxilla Podcast, 31.5.2019, https://hoaxilla.com/hoaxilla-230-die-fox-schwestern.
 
Waschkau, A. & Waschkau, A. „Folge 311: Allan Kardec.“ Hoaxilla Podcast, 23.1.2023, https://hoaxilla.com/hoaxilla-311-allan-kardec.
 
„Informationsnetzwerk Homöopathie (INH).“ INH, 2024, http://www.netzwerk-homoeopathie.eu.
 
Jachan, M. „Paranormale Behauptungen auf dem Prüfstand – Von Wünschelruten, Elektrosmog und Parapsychologie.“ Springer, 2024, https://www.google.com/search?q=978-3-662-69898-3.

Das Gefangenendilemma

Im Buch Paranormale Behauptungen auf dem Prüfstand – Von Wünschelruten, Elektrosmog und Parapsychologie (https://www.google.com/search?q=978-3-662-69898-3) erkläre ich auch gewisse Aspekte der Statistik – es führt kein Weg daran vorbei. Hier im Blog muss ich dieses Verbrechen wiederholen.

Das Gefangenendilemma ist ein bekanntes Konzept aus der Spieltheorie, das verwendet wird, um die Entscheidungsfindung in Situationen zu analysieren, in denen individuelle Akteur*innen mit gegenseitigen Abhängigkeiten konfrontiert sind. Es beschreibt ein Szenario, in dem zwei Beteiligte unabhängig voneinander entscheiden müssen, ob sie miteinander kooperieren oder einander verraten, wobei jede*r seine*ihre Entscheidung auf Basis des persönlichen Vorteils trifft. Trotz der Tatsache, dass Kooperation beiden Beteiligten am meisten nützen würde, entscheiden sich beide oft gegen die Kooperation, weil dabei das individuelle Risiko zu hoch ist.

Stell dir zwei Personen vor, nennen wir sie A und B, die wegen eines Raubmordes verhaftet wurden. Die Polizei hat jedoch nur genügend Beweise, um sie für den Raub zu verurteilen, nicht aber für den Mord. Um sie des Mordes zu überführen, stellt die Polizei beiden folgendes Angebot, indem beide getrennt verhört werden, sodass sie nicht wissen, wie sich der*die andere entscheidet: Wenn sowohl A als auch B den Mord gestehen, also sich gegenseitig verraten, bekommen beide jeweils fünf Jahre Gefängnis. Wenn A gesteht, also B verrät, aber B schweigt, wird A als Kronzeug*in freigelassen und B bekommt zehn Jahre Gefängnis, und umgekehrt. Wenn aber beide schweigen, also miteinander kooperieren, werden sie nur wegen des Raubes zu jeweils einem Jahr Gefängnis verurteilt.

Game board depicting the prisoner’s dilemma (game theory) illustrated in Richard
Dawkins’s documentary Nice Guys Finish First. (C = Cooperate, D = Defect) (Public Domain).

Game board depicting the prisoner’s dilemma (game theory) illustrated in Richard Dawkins’s documentary Nice Guys Finish First. (C = Cooperate, D = Defect) (Public Domain).

Man kann das Spielprinzip auch an einem anderen Szenario erklären: Zwei Spieler*innen haben je zwei Karten, auf denen kooperieren (‚cooperate‘) oder abtrünnig werden (‚defect‘) geschrieben steht. In jeder Runde wählt jede*r Spieler*in eine der beiden Karten aus und spielt sie verdeckt, ohne dass das Gegenüber weiß, welche ausgewählt wurde. Wenn beide „cooperate“ ausgewählt haben, dann gewinnen beide je drei Punkte. Wenn beide „defect“ spielten, gewinnen beide nur je zwei Punkte. Wenn aber eine Person „cooperate“ und die andere „defect“ spielte, gewinnt die Person, die „defect“ gespielt hat vier Punkte und die andere Person nur einen Punkt.

Wir erkennen vier konstante Werte, die unser Modell beschreiben und die Wahl der Strategie der Spieler*innen beeinflussen: Steigender Gewinn für beidseitige Kooperation (‚Reward‘) R, welcher in obigen Beispielen R = 3 Goldmünzen bzw. 1 Jahr Gefängnis ist, sorgt für zunehmende gegenseitige Kooperation. Fallender Verlust für beidseitige Defektion (‚Punishment‘) P, 2 Goldmünzen bzw. 5 Jahre Gefängnis, führt zu vermehrter Defektion. Steigende Verlockung für Defektion, wenn der andere kooperiert (‚Temptation‘) T, 4 Goldmünzen bzw. Freispruch, erhöht den Anreiz zur Defektion. Und wenn der Trostpreis für eine fehlgeschlagene Kooperation (der*die andere defektiert) (‚Sucker’s Payoff‘) S; S = 1 bzw. 10 Jahre Gefängnis; nicht zu gering ist, könnte Kooperation wahrscheinlicher werden, da der Verlust durch die Kooperation mit einem*r Verräter*in geringer ist. Für den Moment nehmen wir an, dass T größer als R, R größer als P und P größer als S sei.

Das Gefangenendilemma wurde vom amerikanischen Mathematiker Merrill M. Flood (1908 – 1991) und vom kanadischen Mathematiker Melvin Dresher (1911 – 1992) formuliert. Sie entwickelten das Konzept in den frühen 1950er Jahren während ihrer Arbeit an der RAND Corporation, einer Forschungsorganisation, die sich mit strategischen Problemstellungen, insbesondere im Kontext des Kalten Krieges, befasste. Der Mathematiker Albert W. Tucker (1905 – 1995) ist jedoch derjenige, der diesem Problem seine berühmte narrative Form gab und den Begriff „Gefangenendilemma“ prägte. Tucker entwickelte die Geschichte von zwei Gefangenen, die unabhängig voneinander entscheiden müssen, ob sie ihre*n Kompliz*in verraten oder kooperieren, um das Dilemma anschaulicher zu machen.

Jede*r Spieler*in hat also zwei Optionen, zu schweigen (kooperieren) oder zu gestehen (verraten). Da beide voneinander isoliert sind, wissen sie nicht, wie sich der*die andere entscheiden wird, was zu einem Dilemma führt. Wenn beide rational handeln und nur ihren persönlichen Vorteil im Blick haben, sollten sie verraten, weil das Verraten immer zu einem besseren oder gleichen Ergebnis führt, egal was der*die andere tut. Wenn der*die andere schweigt, kommt man durch Verrat frei. Wenn der*die andere verrät, bekommt man durch ein eigenes Geständnis fünf statt der vollen zehn Jahre. Allerdings führt das rationale Verhalten beider, also wenn beide verraten, zu einem schlechteren Ergebnis für beide, als wenn beide schweigen würden.

Aus der Sicht jedes*r Einzelnen erscheint Verraten die sicherere Option, weil man dadurch entweder freikommt oder die geringstmögliche Strafe erhält, wenn der andere ebenfalls verrät. Doch wenn beide verraten, enden beide in einer schlechteren Situation, als wenn sie kooperiert hätten.

Was jedoch passieren wird, wenn die Haft des*der Verratenen abgelaufen ist, ist in diesem einfachen Modell nicht berücksichtigt, das ist ein Motiv für z. B. Mafiafilme. Omertà, der Ehrenkodex des Schweigens und im Besonderen, Sanktionen nach Verletzung desselben, ist in diesem Spiel nicht mitmodelliert, obwohl Rache ins Spiel kommen kann; siehe unten.

Das Gefangenendilemma illustriert, wie individuelle Rationalität zu kollektiv irrationalen Ergebnissen führen kann. Es wird in vielen Bereichen der Sozialwissenschaften, Wirtschaft und Politik verwendet, um die Entscheidungsfindung in Konfliktsituationen zu analysieren, in denen individuelle Interessen im Widerspruch zum gemeinsamen Interesse stehen. Unternehmen könnten durch Kooperation bessere Gewinne erzielen, aber der Anreiz, den Konkurrenten zu überlisten, führt oft zu schlechteren Ergebnissen für beide. Länder könnten durch gemeinsame Klimaschutzmaßnahmen globalen Schaden vermeiden, aber der individuelle Anreiz, Emissionen zu reduzieren, ist oft geringer, was zu einer schlechteren globalen Situation führt. Wenn zwei Länder beide ihre Waffenarsenale reduzieren würden, wäre das für beide sicherer. Der Anreiz, weiter zu bewaffnen, weil man annimmt, dass der andere nicht abrüstet, führt oft zu Wettrüsten. Das Gefangenendilemma zeigt eindrucksvoll, wie schwer es ist, Kooperation zu erreichen, selbst wenn sie für alle Beteiligten von Vorteil wäre.

In gewisser Weise standen William Burke und William Hare vor einer Situation, die dem Gefangenendilemma ähnelt, als sie wegen ihrer Beteiligung an den Westport-Morden 1828 verhaftet wurden. Allerdings gibt es einen Unterschied zur klassischen Version des Gefangenendilemmas. Nachdem Burke und Hare durch die Ermordung von mindestens 16 Menschen in Edinburgh verhaftet wurden, standen sie vor der Gefahr, wegen ihrer Verbrechen verurteilt zu werden. Die Behörden hatten zwar Verdachtsmomente, aber keine ausreichenden Beweise, um die beiden zweifelsfrei überführen zu können. Um dies zu ändern, bot die Polizei Hare an, als Kronzeuge auszusagen.

Im klassischen Gefangenendilemma ist die Entscheidungssituation jedoch symmetrisch. Beide Beteiligten wissen, dass sie unabhängig voneinander entscheiden müssen, ob sie kooperieren oder den*die anderen verraten. Jede*r muss abwägen, ob er*sie das Risiko eingeht, dass der*die andere ihn*sie verrät, oder ob er*sie selbst zuerst verrät, um seine*ihre Strafe zu verringern. Im Fall von Burke und Hare gab es jedoch ein asymmetrisches Dilemma. Hare wurde angeboten, als Kronzeuge Immunität zu bekommen, wenn er gegen Burke aussagte. Dieses Angebot stellte Hare vor ein „Gefangenendilemma“, bei dem das Verraten seines Partners für ihn den größten Nutzen hatte. In diesem Fall war die rationale Wahl für Hare, gegen Burke auszusagen, um selbst straffrei zu bleiben. Für Burke gab es kein solches Angebot. Als Hare sich entschied, Burke zu verraten, war Burkes Schicksal besiegelt. Das klassische Dilemma, bei dem beide Seiten die gleiche Wahl haben, zu kooperieren oder zu verraten, bestand für Burke also nicht.

Hare entschied sich für den Verrat, was ihm Straffreiheit gewährte. Auf Basis von Hares Aussage wurde Burke des Mordes überführt, zum Tode verurteilt und im Januar 1829 gehängt.

In der Spieltheorie wird das Gefangenendilemma erst dann interessant, wenn man es öfters als nur einmal spielt. Der Mathematiker John F. Nash (1928 – 2015) entwickelte das Konzept des Nash-Gleichgewichts. Es beschreibt Strategien in nicht-kooperativen Spielen, wobei jede*r Spieler*in genau eine Strategie wählt, von der aus es für keine*n Spieler*in sinnvoll ist, von der gewählten Strategie als einzige*r abzuweichen. In einem Nash-Gleichgewicht ist also jede*r Spieler*in auch im Nachhinein mit seiner*ihrer Strategiewahl einverstanden.

Wenn zwei Spieler*innen das Gefangenendilemma mehrmals spielen und ihnen der Ausgang der vorangegangenen Runde bekannt ist, hängt die optimale Strategie davon ab, ob den Spieler*innen die Anzahl der Runden bekannt ist oder nicht. Wenn das Spielende bekannt ist, lohnt es sich für kooperierende Spieler*innen, erst in der letzten Runde zu verraten, da dann eine Vergeltung nicht mehr möglich ist. Somit wird die vorletzte Runde zur letzten, in der eine Entscheidung zu fällen ist. Durch Induktion folgt, dass das Nash-Gleichgewicht in diesem Fall der ständige Verrat ist. Wenn also beide einander permanent verraten, ist dies die einzige Strategie, bei der durch einen Strategiewechsel kein besseres Ergebnis erzielt werden kann. Deshalb ist ein Spiel mit bekannter Rundenanzahl genauso zu sehen, wie ein Einzelnes.

Wenn das Spiel unendlich oft wiederholt wird, kommt es zu einem anderen Optimum. Es wird möglich, Kooperation in folgenden Runden zu belohnen und Verrat zu bestrafen, was zu höheren „Gesamtauszahlungen“ führt. Man spricht in dem Fall von kalkulativem Vertrauen, bzw. von „Wie du mir, so ich dir“ oder „tit for tat“. Auch die Situation der ewigen Bestrafung nach Verrat (‚Grim Trigger‘) ist zu diskutieren.

Man kann ähnliche Strategien direkt in der Tierwelt beobachten. Viele Vögel müssen zusammenarbeiten, um Zecken an schwer erreichbaren Stellen zu entfernen. Zwei Individuen können zusammenarbeiten und einander helfen, wodurch beide Energie verbrauchen, aber weniger, als wenn man es alleine macht. Beobachtungen zeigen, dass egoistische Vögel, die sich nicht revanchieren, von „Pflegegemeinschaften“ ausgeschlossen werden können. Vampirfledermäuse jagen nachts nach Blut, aber finden mitunter keines. Um den Erfolg der Gruppe zu erhöhen, teilen diejenigen, die Blut finden, es mit denen, die keines gefunden haben, mit der Abmachung, dass sie später den anderen aushelfen. Auch hier sieht man, dass egoistischen Individuen letztlich weniger geholfen wird. Schließlich ist die gesamte Gruppe erfolgreicher, wenn sich ein genetisches Merkmal, das diese Eigenschaft bestimmt, durchsetzen kann.

Spieltheoretiker*innen untersuchten auch, was passiert, wenn die Auszahlungen dynamisch an die Aktionen der Spieler angepasst werden und wie Spieler*innen dazulernen, also, ihre Strategie anzupassen in der Lage sind. In der Praxis sind Überlegungen zu diesem Modell z. B. in der Wirtschaft und der Klimapolitik wichtig. Länder stehen vor der Entscheidung, ob sie ihre Emissionen reduzieren (Kooperation) oder weiterhin hohe Emissionen aufrechterhalten (Defektion). Wenn Länder mehr Anreize (R) für gemeinsame Aktionen gegen den Klimawandel bekämen, könnte Kooperation auf globaler Ebene wahrscheinlicher werden.

Zwei oder mehr Unternehmen in einem Markt können sich zu einem Kartell absprechen. Des dient dazu, höhere Preise verlangen zu können. Es besteht aber die Versuchung, sich durch Preisunterbietung Vorteile zu verschaffen (Defektion). Wenn alle die Preisabsprachen einhalten, profitieren sie gemeinsam von höheren Gewinnen. Doch die Verlockung, die Preise zu senken, um kurzfristig Marktanteile zu gewinnen, ist auch zu berücksichtigen. Das defektierende Unternehmen profitiert kurzfristig, während die kooperierenden verlieren. Wenn mehrere Unternehmen defektieren, sinken die Preise drastisch, und alle verlieren. Die beste Lösung ist immer noch ein halbwegs transparentes System von Regulierungsbehörden, Reputationsmechanismen und Patentschutz.

Oft stehen auch Politiker*innen vor ähnlichen Situationen. Die österreichische Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hat im Rahmen von Ermittlungen nach Bekanntwerden des „Ibiza-Videos“ auch Hausdurchsuchungen bei TS durchgeführt. Dabei wurde auch sein Handy sichergestellt, was viele neue Ermittlungswege eröffnete. TS hatte zuvor sein Handy auf Werkseinstellungen zurückgesetzt und die Nachrichtendienste gelöscht, aber es konnten mehr als 300.000 Chatnachrichten aus dem Cloud-Speicher und von einer externen Festplatte wiederhergestellt werden. Dies hat einer der größten Staats- und Regierungskrisen der zweiten Republik ausgelöst. Die Staatsanwaltschaft begann, gegen TS, SK und weitere Personen aus dem damaligen Umfeld der VP zu ermitteln. Ein Jahr danach, im Oktober 2022 wurde bekannt, dass TS als Kronzeuge mit der WKStA zusammenarbeiten will. Er legte ein umfassendes Geständnis ab, in der er sich selbst und seine ehemaligen Weggefährt*innen schwer belastete. Ende 2024 gab die WKStA dem Antrag schließlich statt. TS hat auf die Belohnung R = Kanzlerliebe verzichtet und ist bereit, die Verführung T = 1/4 Million Euro Strafe und Gerichtskosten anzunehmen, um einer möglichen Strafe P = wahrscheinlich etliche Jahre Knast zu entgehen. Für die Verratenen, SK und andere, gilt es, den Trostpreis S, also eine mögliche Strafe nach einem Verfahren, zu akzeptieren.  
 
 
„Nice Guys Finish First.“ AsapSCIENCE, 8.1.2015, https://www.youtube.com/watch?v=rr6lsTgZKAQ.
 
Weiser, B. „ÖVP im Gefangenendilemma.“ Zackzack.at, 27.10.2022, https://zackzack.at/2022/10/27/oevp-im-gefangenendilemma.
 
„Das Gefangenendilemma – 5 Beispiele.“ Uni-muenchen.de, 2024, https://www.mathematik.uni-muenchen.de/~spielth/vortraegeopen/Das\%20Gefangenendilemma.pdf.
 
„Gefangenendilemma-Spiel.“ Hogrefe.com, 2024, https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/gefangenendilemma-spiel.
 
„Nash-Gleichgewicht.“ Studyflix.de, 2024, https://studyflix.de/wirtschaft/nash-gleichgewicht-in-reinen-strategien-103.
 
Heisterkamp, L. „Ermittlungen gegen Sebastian Kurz: Vom Kanzlervertrauten zum Kronzeugen.“ Der Spiegel, 7.12.2024, https://www.spiegel.de/ausland/sebastian-kurz-im-fokus-von-ermittlungen-der-kronzeuge-thomas-schmid-podcast-a-5fe35420-6aad-4d75-ad92-30b70eecbd25.
 
Jachan, M. „Paranormale Behauptungen auf dem Prüfstand – Von Wünschelruten, Elektrosmog und Parapsychologie.“ Springer, 2024, https://www.google.com/search?q=978-3-662-69898-3.

Erzähl keinen Scheiss! – Die verrücktesten Verschwörungstheorien

Lasst mich einige sonderbare Verschwörungsgeschichten vorstellen. Eine davon habe ich selbst erfunden, zwei davon sind bekannte Hoaxes. Die restlichen sechs Geschichten sind real existierende Verschwörungstheorien, an die Leute heutzutage glauben. So absurd sie auch klingen, sie existieren.

USB-Verschwörung.

Weil das USB-Symbol wie ein Dreizack aussieht ist USB teuflisch. Es ist uns deshalb verboten, USB-Geräte zu verwenden!!

Die brasilianische evangelikale Christ*innensekte Paz do Senhor Amado (Friede des geliebten Herrn), beachtet ein besonderes Verbot: Das Symbol für den Universal Serial Bus (USB) ähnelt einem Dreizack. Der Dreizack ist das Symbol des Teufels. Deswegen wird der Universal Serial Bus als teuflisch angesehen. USB sei eine Technologie der Teufelsanbeter*innen und sie habe bereits jeden Haushalt erreicht. Somit ist der Gebrauch von USB-Geräten untersagt, um das Symbol Satans nicht zuhause zu haben. Das Bluetooth-System hingegen wird von der Sekte als problemlos angesehen. Die Farbe blau im Bluetooth-Logo ist in Ordnung, weil der Erlöser Jesus blaue Augen gehabt haben soll.

Bielefeld-Verschwörung.

Die ostwestfälische Stadt Bielefeld gibt es gar nicht!!1

In Deutschland gibt es eine Web-Community, die aufgedeckt hat, dass die nordrhein-westfälische Stadt Bielefeld mitsamt ihren dreihunderttausend Einwohnern, etlichen Postleitzahlen und Telefonvorwahlen und mit ihren zehn Stadtbezirken gar nicht existiert. Das Gebiet der „Stadt“ wurde 1993 abgeriegelt, was dadurch bewiesen ist, dass im Herbst 1993 die Autobahnabfahrten nach Bielefeld wegen Großbauarbeiten zeitweilig gesperrt waren. Was seither auf dem Gebiet vorgeht, ist nicht genau bekannt, aber folgende Szenarien werden diskutiert: 1) Außerirdische bau(t)en dort ein Space Center. 2) Die CIA hält dort John F. Kennedy versteckt, damit er nichts über die vorgetäuschte Mondlandung der NASA erzählen kann. 3) Der MOSSAD plant(e) die Errichtung eines geheimen Forschungslabors, weil sich an diesem Ort zwei noch nicht dokumentierte Ley-Linien kreuzen. Es ist fraglich, was genau dort vor sich geht, jedoch ist es unwahrscheinlich, dass dort wirklich Menschen angesiedelt sind. Es ist wahrscheinlich, dass die historische Stadt Bielefeld in der Zeit der Kalenderreform von 1582, als der gregorianische Kalender eingeführt wurde, gegründet wurde. In jener Zeit wurden 11 Tage auf mysteriöse Art und Weise unterschlagen. Wenn man Karten aus dem Jahr 1956 mit welchen aus den 1990er Jahren vergleicht, sieht man, wie Bielefeld plötzlich aus dem Nichts auftaucht. Wahrscheinlich haben Aliens ihr Raumschiff als die Universität Bielefeld getarnt. Außerdem scheint der gesamte Landstrich mit Namen Ostwestfalen-Lippe, der Bielefeld umgibt, ohnehin nur eine Erfindung zu sein. 2019 haben Archäolog*innen angeblich im angeblichen Bielefelder Stadtteil Sennestadt die Reste eines Römerlagers freigelegt. Mit diesem Ablenkungsmanöver wird der Menschheit erzählt, dass dort ein einzigartiger Fund gemacht worden sei. Es soll sich dabei um ein Lager aus der Zeit von Kaiser Augustus handeln. Wie weit zurück gehen die geheimen Pläne der weltweiten Eliten?

Man kann selbst überprüfen, wie wahrscheinlich es Bielefeld nicht gibt, indem man seinen Mitmenschen drei Fragen stellt: 1) Kennen Sie jemanden aus Bielefeld? 2) Waren Sie jemals in Bielefeld? 3) Kennen Sie jemanden, der einmal in Bielefeld war? Die paar einzelnen positiven Antworten kann man auf die Wirkungen der Illuminaten zurückführen. Alle Wege führen nach Rom, aber keiner führt nach Bielefeld. Die Illuminati haben mit folgender Aktion der ganzen Welt die Krone des Spottes aufgesetzt: An der angeblichen Uni Bielefeld wird seit Kurzem der angebliche Lehrgang „Master of Masturbation“ angeboten.

Die vorgebliche Stadtregierung Bielefeld hat 2019, um der angeblichen Verschwörungstheorie ein Ende zu bereiten, einen Preis von einer Million Euro ausgesetzt. Der*die, der*die beweisen kann, dass Bielefeld nicht existiert, soll sie erhalten. Angeblich haben sich 2000 Menschen aus der ganzen Welt an diesem vorgegaukelten Unsinn beteiligt. Doch sieht man hier nur die Verzweiflung der oberen Illuminaten-Riegen, die kurz davor stehen, entlarvt zu werden.

Schlümpfe-KKK-Connection.

Die Schlümpfe sind ein schlechtes Vorbild für Kinder, da sie für Propaganda verwendet werden. Entweder vom Ku Klux Klan oder von den Kommunisten !1!

Der Ku-Klux-Klan (KKK) ist ein gewalttätiger und rassistischer Geheimbund, der vor allem in den Südstaaten der USA aktiv ist. Die Mitglieder treten in Kapuzenkostümen auf und verhüllen ihr Gesicht vollständig. Sein Ziel ist die Vorherrschaft der Weißen. Diese paramilitärische Gruppierung wurde 1865 gegründet, nachdem die Südstaaten den Bürgerkrieg verloren hatten. Ihre Gewalttaten (Einschüchterung, Vergewaltigung, Mord, etc.) richteten sich gegen Schwarze und deren Beschützer sowie gegen die Nordstaatler, die vom Wiederaufbau des Südens profitieren wollten. 1871 wurde der bereits in vielen Staaten bestehende KKK aufgelöst. 1915 wurde er neu gegründet und verfolgte eine anti-schwarze, anti-katholische und antisemitische Linie. Nach dem Zweiten Weltkrieg formierten sich erneut voneinander unabhängige Gruppen, die ebenfalls Gewaltakte und verbale Einschüchterungsmaßnahmen verübten.

Die Schlümpfe sind blaue Comicfiguren in weißen Hosen und mit weißen phrygischen Mützen, die 1958 vom belgischen Zeichner Pierre Culliford (1928 – 1992) genannt Peyo erfunden wurden. Sie leben in einem Dorf im Wald. Ihre Körpergröße ist relativ klein, sie passen in die Hand eines erwachsenen Menschen. Sie sehen alle gleich aus, haben aber unterschiedliche Charaktermerkmale. Der Dorfchef Papa Schlumpf hat eine rote Mütze, einen Vollbart und ein dickes Zauberbuch, in dem Rezepte gegen fast alle Leiden und gegen böse Zauber zu finden sind. Es gibt auch eine blonde Schlumpfdame, genannt Schlumpfine. Schlümpfe essen Schlumpfbeeren. Sie werden von Gargamel, einem bösen Zauberer, und der bösen Katze Azreal gejagt, die sie fressen wollen. Glücklicherweise kennt Gargamel den genauen Ort des Schlumpfdorfes nicht.

Beide Gruppierungen sind Gruppierungen, in denen die Basismannschaft weiße Kleidung trägt, der Chef jedoch Rote. Beide Gruppen sind reinrassige Gesellschaften und vollziehen Rituale, wie das Lagerfeuer. Die Rolle der Frau ist in beiden Gesellschaften traditionell gezeichnet. Beachte: KKK = Küche, Kinder, Kirche. Die böse Katze Azrael trägt einen hebräischen Namen, so kann man die Parallelen auch auf den Antisemitismus ausdehnen. Werden unsere Kinder durch die Schlümpfe auf eine rassistisch-patriarchale Weltdiktatur vorbereitet? Gibt es auch ähnliche Verbindungen zwischen Schlümpfen und Nazis, und auch zwischen Schlümpfen und Kommunisten?

Bhutanische Heilsymbole.

Haben die alten bhutanischen Heilsymbole, welche von den Nazis in Asien gefunden wurden und als arisches Material angesehen wurden, wirklich magische Heilkräfte für Mensch und Tier? ?

Die „Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe“, eine Nazi-Einrichtung zur Erforschung der „arischen Wurzeln“ der Nordischen, hat ja bekanntlich Expeditionen in viele Gegenden Asiens unternommen. Viele moderne Forschungen haben dieses dunkle Kapitel aufgearbeitet, aber es scheint bis jetzt unbekannt geblieben zu sein, dass die Nazis die sogenannten „Bhutanischen Heilsymbole“ wiederentdeckt haben.

Auf sieben alten Tongefäßen, datiert zwischen 1200 und 1700, welche 1939 ausgegraben wurden, waren kreisförmige Symbole, welche komplexe und detaillierte Inhalte zeigen, eingearbeitet. Alte Sagen und Schriften aus Südostasien erwähnen diese Symbole und sprechen ihnen eine heilende Wirkung zu. Es sollen insgesamt 19 solcher Tonkrüge existiert haben, welche wahrscheinlich über 50 „Heilsymbole“ definiert haben. Die Nazis konnten diese Symbole in einen globalen Kontext stellen und so die kulturelle und wissenschaftliche Vorherrschaft alter Ahnenvölker untermauern. Diese Schriften gingen leider verloren, es sind heute nur mehr ein Foto, zwei Zeichnungen, und das teilweise zensierte Tagebuch eines deutschen Expeditionshelfers erhalten. Er hat scheinbar die Hypothese aufgestellt, dass das Yin-Yang-Zeichen das grundlegende bhutanische Heilsymbol ist.

Bhutan ist heute ein kohlenstoffneutrales Land mit einer kleinen, aber stabil wachsenden Wirtschaft. Der Umweltschutz ist in der Verfassung festgeschrieben, Schulbildung bis hin zum College und medizinische Versorgung sind vom Staat finanziert. Es herrscht dort Frieden und Genügsamkeit, aber auch bescheidener Wohlstand. Ob dort die mystischen Mächte der Heilsymbole nicht auch über die letzten 8 Jahrzehnte im Verborgenen gewirkt haben mögen? Diese Heilmethode ist heutzutage leider, da sie im Nazi-Kontext auftaucht, stigmatisiert. Jedoch haben enthusiastische Forscher*innen begonnen, mittels Radiästhesie und Yoga die Heilwirkungen der bisher bekannten bhutanischen Heilsymbole erneut zu entdecken.

LHC-Verschwörung.

Wird durch die Experimente am CERN ein Weltuntergang verursacht?ß?

Im Large Hadron Collider (LHC) am CERN, der Europäischen Organisation für Kernforschung, werden Hadronen auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigt und zur Kollision gebracht, um unterschiedliche Elementarteilchen zu erzeugen. Es gibt Theorien, dass bei diesen Zusammenstößen schwarze Mini-Löcher oder „seltsame Materie“ erzeugt werden könnten. Diese kleinen schwarzen Löcher könnten ins Erdinnere wandern und sich dort sammeln. Von da aus würden sie schließlich die gesamte Erde einsaugen.

Es kann auch sein, dass diese Idee aus einem Roman stammt oder dass es da einen Film gibt, aber eine Gruppe von engagierten und sehr besorgten Bürger*innen reichte beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte eine Klage gegen die Inbetriebnahme des LHC ein, um dieser Gefahr vorzubeugen. In manchen Zeitungen gab es 2008 entsprechende Schlagzeilen: „Das CERN als Weltuntergangsmaschine“. 2015 war es dann soweit, dass das CERN für Renovierungsarbeiten abgeschaltet wurde, und danach noch mehr Leistung zur Verfügung stand! Diese Gruppe konnte das Interesse einer großen Zahl Menschen wecken und sie mobilisieren. Man solle die Kernforschung überhaupt sein lassen, weil sie solche Probleme erst möglich mache, so hallte es durch das Web, das man als ein Abfallprodukt des CERN bezeichnen kann. Das CERN läuft jedoch weiter. Schon der zeitreisende US-Soldat John Titor sagte uns 2001, dass man am CERN die Zeitreise entwickelt haben wird, die auf kleinsten schwarzen Löchern basiert. Bis heute gibt es angeblich noch keine Zeitreisen. Aber wenn es sie nicht gibt, wie hätte John Titor darüber berichten können?

Bundeskanzler H. Lauterbach, sofern er es noch werden wird, wird wahrscheinlich für diesen Schlamassel verantwortlich sein. Wer kann schon absehen, ob nicht bereits das Schwerefeld der Erde gestört wird, sodass Satelliten und Flugzeuge abstürzen könnten?

Aber der beste Beweis für die weltweite LHC-Verschwörung ist folgendes: Einige als Student*innen getarnte Illuminat*innen führten auf dem Gelände ein Opferritual auf, das sogar per Video aufgezeichnet wurde. Darauf erkennt man, wie in schwarze Kutten gekleidete Personen im Innenhof des CERN vor einer Shiva-Statue eine auf dem Boden liegende in Weiß gekleidete Frau mit einem Messer opfern. Nach Rückfrage beim CERN von einigen besorgten Bürger*innen hat die Administration geantwortet, sie werden eine interne Untersuchung einleiten. Ein Sprecher sagte, dass dieses Video ohne der Erlaubnis der Institution gedreht wurde und beschwichtigte, dass am CERN viele Forscher*innen aus der ganzen Welt mit vielen verschiedenen Vorstellungen von Humor arbeiten. Es sei eine „interne Untersuchung in diesem Fall“ eingeleitet worden. Die Genfer Polizei gab an, dass vom CERN jedoch keine Beschwerde eingereicht wurde. Wie fadenscheinig.

DHMO-Verschwörung.

Die Chemikalie Dihydrogenmonoxid (DHMO) wird industriell sehr oft genutzt, obwohl sie tödlich sein kann !!

Dihydrogen Monoxid (DHMO) ist eine farblose und geruchslose Chemikalie, welche auch unter folgenden chemischen Fachbezeichnungen bekannt ist: Oxidan, Mon(o)oxan, Brønsted-Base bzw. -Säure, Hydrogenhydroxid, sowie Hydroxylsäure und Dihydrogenether. Außerdem ist es die Säure mit dem höchsten pH-Wert.

Es ist ein Produkt, welches vom hochreaktiven Hydroxyl-Radikal stammt. Das Hydroxyl-Radikal kann die DNA verändern, Proteine denaturieren, die Zellmembran zerstören und Neurotransmitter verändern. DHMO wird trotzdem industriell vielseitig verwendet: Als Kühl- und Lösungsmittel in der chemischen Industrie, zur Styroporherstellung, zur Herstellung chemischer Waffen, zur künstlichen Befruchtung und in vielen anderen Industriezweigen. Und es entsteht bei der Verbrennung von Raketentreibstoff. Man kann es auch im Trinkwasser finden und es wird häufig durch die Muttermilch übertragen! DHMO ist für tausende Todesfälle pro Jahr verantwortlich, doch die Medien schweigen. Die Liste der negativen Wirkungen von DHMO ist sehr lang: Schon die Inhalation von kleinen Mengen ist tödlich. Man darf es nicht einatmen, aber sie alle sagen, man soll es trinken? Es erstickt alles, es ist der Hauptbestandteil von saurem Regen und es erodiert alles, sogar die Erdkruste. Es trägt zum Treibhauseffekt bei. Im festen Zustand führt es bei Kontakt zu Gewebeschädigungen und in gasförmigem Zustand kann es zu schweren Verbrennungen führen. Es kommt auch in Tumoren und in fast allen Chemieprodukten vor, auch in Herbiziden und Pestiziden. Viele Fabriken entsorgen ihr DHMO einfach in Flüssen, obwohl es nicht biologisch abbaubar ist. Und wenn man einmal süchtig danach ist, dann führt der Entzug binnen ein paar Tagen zum Tod. 100% aller Verbrecher trinken es regelmäßig! 100% aller Leute die in ihrem Leben damit in Berührung kommen sterben danach! Und DHMO ist ein Bestandteil von Chemtrails!

Es muss aber auch gesagt werden, dass DHMO in minimalen Mengen genossen keine Schäden hinterlässt. Zuviel Konsumation kann zu erhöhter Schweißproduktion und in extremen Fällen sogar zu Harndrang führen!

Disney-Imperium.

Der Disney-Konzern stellt nicht nur zu viele Kinderfilme und viel zu viele Merchandisingartikel her, Disney-Kinderfilme sind außerdem voll mit anzüglichen Abbildungen, die für unsere Kinder nicht geeignet sind und sie verderben !1!

Besorgte, meist sehr religiöse, Eltern warnen vor den Animationsfilmen des weltweit agierenden Disney-Konzerns. Diese Filme können unmerklich eingeblendete Sexbotschaften enthalten! Manchmal ist eine Wolke nur eine Wolke, aber sie kann auch sehr erotische Formen annehmen. Der Disney-Konzern will unsere Kinder mit solcherart Anspielungen vom Pfad der christlichen Tugend abbringen. Er benutzt dazu die Methode der „subliminalen Botschaften“ bzw. der Gehirnwäsche.

Im Film „Arielle – Die Meerjungfrau“ bekommt der Priester in der Hochzeitsszene eine Erektion. In „Der König der Löwen“ prangt das Wort „Sex“ am Sternenhimmel und Aladdin rubbelt nicht nur an seiner Wunderlampe, er flüstert den Kindern auch zu, sich die Kleider vom Leibe zu reißen. Diese Zeichentrickfiguren seien nur die Lockvögel Disney’s dunklen Medienreiches. Es handelt sich um einen Konzern des Bösen, der seine Reichweite zur Verbreitung unzüchtiger Propaganda nutzt. Christliche Familienwerte werden gezielt untergraben, um unsere leicht formbaren Kinder auf eine Neue Weltordnung vorzubereiten. Diese seltsame Idee bekommt einen etwas realeren Charakter, wenn man beachtet, dass Walt Disney Freimaurer war. Cui bono?

Andere Theorien meinen, dass diese sexuellen Anspielungen in den Filmen daherkommen, weil sich die unterbezahlten, meist asiatischen, Zeichner sich auf diese Weise am Konzern rächen wollen. Es kann aber auch sein, dass gewisse versteckte Bilder unseren Cola-Konsum anregen sollen. Ob Pepsi oder Coke dahintersteckt, ist im Moment noch nicht klar.

Reptiloiden-Verschwörung.

Reptilienähnliche Außerirdische haben auf der Erde unerkannt die Kontrolle übernommen!!1

Ein britischer Ex-Fußballspieler und Rechtsesoteriker behauptet, dass die Erde von Aliens unterwandert ist, welche man als „menschenähnliche intelligente Wesen, die von Reptilien oder reptilienartigen Außerirdischen abstammen“ bezeichnen kann. Sie kommen von einem Stern aus dem Sternbild des Drachen und leben hier unentdeckt. Ihre Nachkommen können menschliches Aussehen annehmen und so können sie die Welt im Hintergrund kontrollieren. Sie haben bereits eine pyramidenartige Organisationsstruktur aufgebaut und so die Kontrolle über die Erde und die Menschheit übernommen. Sie leben von unserem Blut, was die rasant steigende Zahl von Berichten über Vampirismus und Kindesentführung erklären würde.

Wie schon im Film John Carpenter’s They Live (Sie leben) vorausgeahnt, ist es auch gekommen. Viele YouTube-Videos beweisen den Sachverhalt, dass die Führungsriege der Menschen von Aliens unterwandert ist. Die Queen, Bush Senior und Junior, Angela Merkel, Barack Obama, Donald Trump und andere globale Führer*innen haben, wenn man genau hinsieht, Reptilienaugen! Wahrscheinlich sind bereits einige sumerische König*innen und ägyptische Pharaon*innen Reptiloide gewesen. Außerdem: Wenn es keine Echsenmenschen gibt, warum kann man dann Anti-Schuppen-Shampoo kaufen? Ich stelle ja nur fragen.

Tödliche Pokémonmusik.

Sie stellen Computerspiele her, mit denen sie die Kinder süchtig machen und dann töten sie sie vollautomatisch ! !

Die „Legende“, wie es der Mainstream nennt, der tödlichen Pokémon-Musik bezieht sich auf das „Lavandia-Syndrom“. Im ersten Pokémon-Spiel, das 1996 in Japan veröffentlicht wurde, kommt die düstere Stadt Lavandia vor, in der verstorbene Pokémon beigesetzt werden. Die Musik, die in diesem Bereich spielt, ist ungewöhnlich melancholisch und hat eine gruselige Grundstimmung, was zu ihrer mysteriösen Aura beiträgt. Diese Musik enthält hohe Frequenzen, die vor allem Kinder und Jugendliche stark beeinflussen. Dass Kinder höhere Töne wahrnehmen als Erwachsene, ist wissenschaftlich bewiesen und das Spiel richtet sich gezielt gegen Kinder im Alter von sieben bis zwölf Jahren. Diese Musik erzeugt bei unseren Kindern Kopfschmerzen, Übelkeit, und in extremen Fällen sogar suizidale Gedanken oder Handlungen. Es kursierten Berichte darüber, dass eine erhöhte Zahl von Selbstmorden und psychischen Problemen bei japanischen Kindern nach dem Spielen der Spiele und dem Hören dieser Musik aufgetreten ist. Nach der Veröffentlichung des Spieles 1996 in Japan haben sich mehr als 200 Kinder umgebracht, indem sie sich erhängt haben oder von hohen Gebäuden sprangen. Eine größere Anzahl von Kindern habe aufgrund heftiger Kopfschmerzen ein irrationales Verhalten aufgewiesen, nachdem sie die Musik in Lavandia hörten. Die hohen Frequenzen des Original-Lavandia-Themas sind dafür verantwortlich.

Der Mainstream verleugnet dies und verlautbart, dass es keine tatsächlichen Beweise dafür gibt, dass solche Ereignisse je stattgefunden haben. Sie tun das Lavandia-Syndrom als eine Internet-Legende ab, sie nennen es „Creepypasta“ und verheimlichen alles, indem sie es mit dem Mantel der Lächerlichkeit umhüllen. Und das Lavandia-Syndrom verbreitet sich immer weiter und gefährdet unsere Kinder. Die Lavandia-Musik ist verflucht, und man hat versucht, eine modifizierte Version der Melodie zu veröffentlichen. Doch diese wirkt noch verstörender.

Na, konntest Du erkennen, welche drei dieser Geschichten nur ein Hoax sind? Es ist oft nicht möglich, echten Glauben von Satire zu trennen! Fundamentalismus und Parodien auf Fundamentalismus scheinen gleich glaubwürdig bzw. gleich absurd sein zu können (Poes Gesetz).  
 
 
Robbins, M. „USB – Satan’s Data Connection.“ The Guardian, 2010, https://www.theguardian.com/science/the-lay-scientist/2010/nov/15/3.
 
Arievich, Y. „10 Verschwörungstheorien zu Cartoons.“ Filmstarts.de, 2014, http://www.filmstarts.de/nachrichten/18489502.html.
 
Lüpke, M. v. „Erfinder der Internet-Satire: ‚Ich habe die Bielefeld-Verschwörung unterschätzt‘.“ Der Spiegel, 15.5.2014, http://www.spiegel.de/einestages/bielefeldverschwoerung-interview-mit-erfinder-achim-held-a-968319.html.
 
Arievich, Y. „10 Verschwörungstheorien zu Cartoons.“ Filmstarts.de, 2014, http://www.filmstarts.de/nachrichten/18489502.html.
 
Shermer, M. „The Top Ten Weirdest Things People Believe.“ Wafflesatnoon.com, 30.7.2015, http://wafflesatnoon.com/top-ten-weirdest-things-people-believe.
 
Schultz, S. „Wie Disney unsere Jugend verdirbt.“ Der Spiegel, 19.1.2015, http://www.spiegel.de/wirtschaft/verschwoerungstheorien-disney-verdirbt-jugend-a-1011744.html.
 
Kewitz, C. „Verschwörungsfreunde fürchten, dass sich am CERN bald ‚böse Dimension‘ öffnet.“ VICE, 2015, https://www.vice.com/de/article/78knv9/laut-verschwoerungstheoretikern-oeffnet-sich-am-23-9-im-cern-ein-dimensionstor-265.
 
Grüter, T. „Verschwörungstheorien sind alt wie die Menschheit.“ Blog: Gedankenwerkstatt, 22.6.2017, https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/verschwoerungstheorien-sind-alt-wie-die-menschheit.
 
„Bielefeld sieht seine Existenz bewiesen und verkündet Ende von Verschwörung.“ Die Welt, 17.9.2019, https://www.welt.de/newsticker/news1/article200438134/Bunt-Bielefeld-sieht-seine-Existenz-bewiesen-und-verkuendet-Ende-von-Verschwoerung.html.
 
„Die Schlümpfe.“ Verschwoerungstheorien.wikia.com, 2024, http://de.verschwoerungstheorien.wikia.com/wiki/Die_SchlÃijmpfe.
 
„Lavender Town Syndrome.“ Creepypasta.wikia.com, 2024, http://creepypasta.wikia.com/wiki/Lavender_Town_Syndrome.
 
Morraine, C. „Ban DHMO.“ Change.org, 2024, https://www.change.org/p/u-s-food-and-drug-administration-joe-barton-ban-dhmo.
 
Jachan, M. „Paranormale Behauptungen auf dem Prüfstand – Von Wünschelruten, Elektrosmog und Parapsychologie.“ Springer, 2024, https://www.google.com/search?q=978-3-662-69898-3.

Das Goldene Brett 2024

Auch dieses Jahr wurde wieder das goldene Brett vorm Kopf für den erstaunlichsten pseudowissenschaftlichen Unfug mit der größten Reichweite im deutschen Sprachraum verliehen. Dieses traditionelle spirituelle Fest zum Jahresende, veranstaltet von der Gesellschaft für kritisches Denken, den österreichischen Skeptiker*innen, fand gestern schon zum zwölften Male statt. Eigentlich bräuchte man ja zwölf goldene Bretter pro Jahr, eines für jedes Sternzeichen…

Letztes Jahr fand die Veranstaltung erstmalig in einem großen Saal statt und prompt erhielt man ungebetenen Besuch. Der Moderator Martin Puntigam fand eine charmante Lösung:

Moderiert wurde heuer wieder von Martin Puntigam. Als Laudator*innen konnte man den Chemie-Professor und Wissenschaftler des Jahres 2018 Nuno Maulide von der Universität Wien, die ehemalige Wiener Pflege- und Patient*innenanwältin Sigrid Pilz und den Klagenfurter Psychologie-Professor und ehemaligen Vorsitzenden der Universitätenkonferenz Oliver Vitouch gewinnen.

Die Show Acts waren Stefanie Sargnagel und Chemie on Tour. Erstere berichtete von ihren Erfahrungen auf der Esoterikmesse. Letztere brachten spektakuläre Experimente mit Feuer auf die Bühne.

Wie üblich gab es eine öffentliche Nominierungsphase, welche heuer über 160 individuelle Einreichungen erbrachte. Die Nominierungen ließen erkennen, dass die Blütezeit der Corona-Schwurbelei vorbei ist, aber dass sie gekommen ist, um zu bleiben. Folgende drei Menschen, Firmen oder Organisationen haben die Chance bekommen, für das berühmt gemacht zu werden, was sie positives zur Welt beigetragen haben. Ahäm. Die Finalist*innen für das Goldene Brett 2024 sind:

AUF1 TV. Das aus Oberösterreich kommende Medienangebot AUF1 TV, herausgegeben von Chefredakteur Stefan Magnet, bedient seit einigen Jahren ein verschwörungstheoretisches, wissenschaftsfeindliches und rechtsaußen angesiedeltes Marktsegment: Bill Gates und Impfen. Leugnung des menschgemachten Klimawandels. 5G und Elektrosmog und Impfen. Pro-Putin-Propaganda. George Soros und Impfen. Auf AUF1 TV läuft außerdem Werbung für die nicht als Arzneimittel zugelassene Chemikalie Chlordioxid, bekannt als Miracle Mineral Supplement (MMS), ein Mittel für und gegen alles. Bei Selbstmedikation hat es bereits zu Todesfällen geführt. Es gab auch Fälle von MMS-Einläufen an eigenen Kindern, um irgendwelche Parasiten loszuwerden. Gesundheitsbehörden weltweit warnen vor der Einnahme von Chlordioxid. Der Initiator von MMS war bereits 2015 Finalist für das Goldene Brett.

Österreichische Tierärztekammer. Die Österreichische Tierärztekammer hat sich den Platz im Finale mit dem aggressiven Propagieren von pseudomedizinischen Methoden mit Aussagen wie Homöopathie sei das Leuchtfeuer der Tiermedizin ebenso redlich verdient. Die Kammer bietet jede Menge kostenpflichtige Gaga-Fortbildungen an, z.B. Fachtierarzt*ärztin für Homöopathie oder Akupunktur. Insbesondere wird die Homöopathie als Lösung zur Problematik der Antibiotikaresistenzen beworben, was fahrlässiger Nonsens ist. Die Lüge der Verschwörungsspinner*innen, dass das sogar die WHO fordere, wird mitverwendet.

Besonders erschwerend kommt hinzu, dass die Kammer Pseudomedizin-Kritiker*innen in ihren Reihen öffentlich mit rechtlichen Schritten droht. Die Jury gibt auch zu bedenken, dass angebliche Heilerfolge bei Tieren immer wieder als Beleg für die Wirksamkeit der Homöopathie herangezogen werden – ein Effekt, der als „Placebo by Proxy“ in der evidenzbasierten Medizin bestens bekannt ist. Wenn Tierärzt*innen und Tierhalter*innen an die Wirkung pseudomedizinischer Methoden glauben, wird den Tieren eine wirksame Behandlung vorenthalten und sie müssen vermeidbares Leiden ertragen, was sowohl den gesetzlichen als auch den moralischen Verpflichtungen von Tierärzt*innen widerspricht.

Der Healy. Chronische Rückenschmerzen? Skelettschmerzen? Fibromyalgie? Migräne? Depressionen? Dagegen hilft der Healy, ein pseudomedizinisches Gerät, dessen „Quantensensor“ die „ideale Frequenz“ des*der Anwender*in aufnehmen kann und so sein*ihr „bioenergetisches Feld harmonisieren“ kann. Der Wirkmechanismus des Healy basiert klarerweise auf den Quantentheorien Nikola Teslas. Mit konkreten gesundheitlichen Versprechen hält man sich bei Healy zwar offiziell zurück, doch es gibt Studien, die von der Healy World GmbH finanziert wurden, die aussagen, dass dem Gerätchen eine Wirkung gegen all diese Krankheiten innewohnt. Es gibt eine breite Palette von elektronischen Medizinschwurbelprodukten, doch der Healy mit seinen 4.000 Euro in der deluxe-Version ist da vorne mit dabei.

Nach einer Recherche des Youtube-Kanals Simplicissimus versuchte die Herstellerfirma anwaltlich dagegen vorzugehen. Allerdings ist das nach hinten losgegangen, weil man keine guten Argumente und keine guten Anwält*innen hatte. Man hat sich beim Klagen so sehr in Widersprüche verstrickt, dass man letztendlich die Klage zurückziehen musste.

Weder die Wiener noch die Österreichische Ärztekammer konnten 2024 als Finalisten gehandelt werden, obwohl sie konstantes Engagement für den Humbug und die Schwurbelmedizin zeigen. Sie verleihen Jodeldiplome und vergeben Diplomfortbildungspunkte in pseudomedizinischen Verfahren, wodurch den Patient*innen vorgetäuscht werden kann, dass es sich dabei um wirksame Medizin handelt. Es wurden drei Referate eingerichtet, die „alternative Verfahren“ vertreten, sie als „koplementär“ und integrativ“ bezeichnen, womit die fehlende Wirkung kaschiert werden soll. Damit widerspricht die Ärztekammer ihrer eigenen Verpflichtung zur Wissenschaftlichkeit. Statt die Außerseitermedizin abzulehnen bzw. aufzuklären förden sie diese, denn die Ärzt*innen wollen wohl nicht auf das gute Geschäft verzichten.

Die Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer betreibt eine „Gesundheitsgreisslerei“ mit dem vollen Programm der Schwurbel-Pharmazie. Als Präsidentin sollte sie jedoch evidenzbasierte Pharmazie vertreten, sollte man eigentlich voraussetzen können. Mit ihrer „ganzheitlichen Pharmazie“ macht sie aber das Tor zur Geschäftemacherei mit Patientennöten noch weiter auf.

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Der ORF hat 2024 mit der Astro-Show be- und entgeistert, wurde aber nicht final für das Goldene Brett nominiert. Grund dafür ist, dass wenige Tage vor der Jurysitzung das Aus für die nur einmal ausgestrahlte Sendung bekannt geworden ist. Somit war das Kriterium der Kritikresistenz nicht erfüllt. Wie auch immer, der ORF wollte mit der Astro-Show eine monatliche Humbugsendung platzieren, in der prominenten Sternchen die Sterne gedeutet werden sollen. Die Astrologin, die die erste Sendung moderierte, beanspruchte Wissenschaftlichkeit für ihr Tun und brillierte gleich zu Beginn mit einem falschen Einstein-Zitat. Dem Publikum wurde suggeriert, dass die Sternkonstellation bei der Geburt das Leben beeinflusse. Außerdem hätte sich jedes Kind Zeit und Ort seiner Geburt ausgesucht, so die Moderatorin. Dafür wurde sie wohl am Meisten kritisiert. Der ORF verteidigte die Sendung anfänglich mit dem Argument, es wäre doch nur Unterhaltung. Doch auch auf diesem Wege bekommt esoterischer Nonsens wie die Astrologie ein Mäntelchen des Seriösen umgehängt, statt wie es der Auftrag wäre, aufzuklären. Später kam Kritik dagegen auch von der ORF-Redaktion, die sich von der Astro-Show distanzierte.

Daneben erscheint die Nomonierung von Frau Gerda Rogers, der Haus-, Hof- und Bundesastrologin Österreichs, geradezu langweilig.

Farben, Kristallstaub und Kräuteressenzen: Die Salzburger Stadt Feldbach steckte 11.000 Euro in die esoterische „Harmonisierung“ des Rathauses. Eine Geomantin führte beim Umbau der Villa Hold in Feldbach eine Raumharmonisierung durch. Ein Gemeinderat fand den Kostenpunkt „Raumharmonisierung“ und kritisierte ihn, doch die restlichen Gemeinderät*innen schien das wenig zu stören.

Ein weltweiter Dauerbrenner im Forschungsfeld der Lügen und Verschwörungsg’schichtl’n sind die Rechtspopulist*innen mit ihrer weltweit zunehmenden Explosivität. In Österreich stehen Herbert Kickl und seine Verschwöri-FPÖ jederzeit für Nominierungen zur Verfügung. Der langjährige Redenschreiber verloschener F-Leuchten kann in seinem FPÖ-TV-Network (entschuldigung, Fernsehnetzwerk) so aggressiv wie möglich auftreten, und dann, im pöööhsen ORF, so sanft wie möglich rüberkommen. Er hat die Chance genutzt, breite Teile der Gesellschaft, radikalisierte und zu radikalisierende, zu erreichen und er hat es geschafft, Widersprüche, Altlasten und etliche Parteiaffären zu kaschieren. Ivermectin gegen Corona? Davon redet heute keine*r mehr. Doch weiss man, dass die Krankenhäuser voll mit Leuten sind, die Corona-Impfschäden haben. Klima? Nein Danke! Mit einem Programm der generellen Wissenschaftsleugnung haben Herbert Kickl und seine Verschwöri-FPÖ Österreich erfolgreich verblödet. Herberts Brett sollte man Herrn und Frau Österreicher verleihen.

Wisst Ihr noch, als vor ein paar wenigen Jahren Althippies neben Neonazis marschierten? Auch die politische Linke hat Probleme mit antiwissenschaftlichen und verschwörungsmythischen Strömungen. Die altgrüne Madeleine Petrovic, die mit einer eigenen Liste angetreten ist, frönt weiterhin dem Schwurblertum, mittlerweile seit drei Jahrzehnten. Damals trat sie für den Krebs-Schwurbler Hamer ein. Ihr heutiger Themenbereich ist weitgehend mit dem der typisch-rechten vereinbar, das ist das verwunderliche. Petrovic zweifelte im Interview mit Armin Wolf die Auswirkungen von CO2, also die quantenphysikalische Tatsache des Treibhauseffektes, an. Auch bei Corona-Maßnahmen, in der Russland-Ukraine-Frage und beim Antisemitismus-Problem ist sie vorne mit dabei.

Frau Ursula Stenzel steuerte wiedereinmal ein kurioses Bonmot bei, die erhöhte Sonnenaktivität, also Magnetstürme, seien für das Extremwetter und die Überschwemmungen in Mitteleuropa verantwortlich. Dafür wurde sie mit dem Publikumspreis ausgezeichnet.

Das Goldene Brett für den größten unwissenschaftlichen Unsinn des Jahres 2024 hat der Healy erhalten.

Der Preis für das Lebenswerk ergeht verdienterweise an den schweizer Automechaniker, Sektenführer und Verschwöriblödsinnsallrounder Ivo Sasek. Die Laudatio hielt der Journalist und Sektenexperte Hugo Stamm, sie war weniger witzig. Man könnte von diesem bibelblöden, kinderschlagenden Generalwiderling Sasek schonmal gehört haben, vor einigen Jahren haben Anonymous die Webseiten des Schweizer Sektenführers Sasek gehackt und etliche Ausbildungsvideos für Sektenanwerber*innen geleaked.

Ein Sohn Saseks ist aus der Sekte ausgestiegen und klärt seither darüber auf.

Robert Hares Spiritoskop

Im Buch Paranormale Behauptungen auf dem Prüfstand – Von Wünschelruten, Elektrosmog und Parapsychologie (https://www.google.com/search?q=978-3-662-69898-3) erzähle ich einige Anekdoten aus der Welt des Spiritismus, der im 19. Jahrhundert boomte. Für etliche Anekdoten war jedoch kein Platz mehr im Buch, weswegen ich sie hier präsentieren werde. Um das große Geheimnis gleich vorweg zu verraten: Kein einziges spiritistisches Medium konnte je einen rigorosen Test bestehen.

Der britische Naturforscher Michael Faraday (1791 – 1867), der die elektromagnetische Induktion entdeckte und damit den Grundstein für die Elektrifizierung unserer Welt legte, beschäftigte sich auch mit dem Spiritismus. Doch er glaubte nicht daran, er stand übernatürlichen Phänomenen skeptisch gegenüber. Obwohl er in einer Zeit lebte, in der der Glaube an viele Formen des Okkulten wuchs, blieb Faraday ein Verfechter der wissenschaftlichen Methode. Seinerzeit verstand man unter der wissenschaftlichen Methode einen auf empirischen Beobachtungen und Experimenten basierenden Ansatz, der durch induktives und theoriegestütztes Denken unterstützt wurde. Die enge Verknüpfung von Theorie und Experiment, die Betonung der Reproduzierbarkeit und die Abkehr von rein spekulativen Ansätzen kennzeichneten den wissenschaftlichen Fortschritt in dieser Ära. Außerdem zeigen die Ingenieurswunder, die seit Faraday möglich sind, dass man in der Theorie und der Praxis etwas richtig gemacht hat.

Equipment developed by Michael Faraday to explain the ideomotor effect on turning
tables. The Illustrated London News, July 16, 1853, page 35 (Public Domain).

Equipment developed by Michael Faraday to explain the ideomotor effect on turning tables. The Illustrated London News, July 16, 1853, page 35 (Public Domain).

Ein konkretes Beispiel seiner Skepsis war seine Untersuchung des Tischrückens. Faraday war der Ansicht, dass die Bewegungen des Tisches nicht durch Geister oder übernatürliche Kräfte verursacht wurden, sondern durch unbewusste Muskelbewegungen der Teilnehmer*innen. Dieses Phänomen wurde später als „ideomotorischer Effekt“ bekannt. Mehr darüber ist in meinem Buch zu erfahren.

Robert Hare (Public Domain).

Robert Hare (Public Domain).

Der amerikanische Chemiker Robert Hare (1781 – 1858) war ursprünglich ein renommierter Wissenschaftler. Er erfand den Knallgasbrenner, mit dem es ihm möglich wurde, Platin zu schmelzen. Frühere Versuche, Platin von anderen Metallen zu trennen, waren aufgrund des hohen Schmelzpunkts von 1768° und seiner chemischen Widerstandsfähigkeit schwierig. Ein Verfahren, das in den späten 1700er Jahren angewendet wurde, war die Amalgamierung. Hierbei wurde das unreine Platin mit Quecksilber verbunden, das dann verdampft wurde und das reine Metall zurückließ. Diese Methode war jedoch nicht besonders effizient.

Anfangs war Hare ein Skeptiker wie Faraday, der im Versuch die Unhaltbarkeit des Spiritismus zu beweisen trachtete, indem er ebenfalls technische Apparate baute. Hare hatte erkannt, dass viele spiritistische Phänomene durch den ideomotorischen Effekt verursacht wurden. Um dies zu verhindern, entwickelte er im Alter von 72 das sogenannte „Spiritoskop“, das die feinen Bewegungen der Hände und Füße der Medien mit Hebelmechanismen und Waagen detektierte, um Betrug bei Séancen aufzudecken. Seine wirksamste Idee bestand darin, eine Scheibe mit den Buchstaben des Alphabets, mit denen die Geister mit den Anwesenden kommunizieren sollten, an einer Stelle anzubringen, die für das Medium nicht sichtbar war. Auf diese Weise, so argumentierte Hare, hätte das Medium keine Kontrolle über die übermittelte Botschaft, wodurch der*die Experimentator*in empirische Beweise für die Geisterkommunikation sammeln könne.

Hare hat sich darauf spezialisiert, Betrug bei Séancen aufzudecken. Durch den Einsatz des Spiritoskops kam er jedoch zu dem Schluss, dass er eindeutige Beweise für die Kommunikation mit Geistern sammeln konnte. 1855 veröffentlichte er das Buch Experimental Investigation of the Spirit Manifestations, in dem er seine Experimente und seine Überzeugung von der Echtheit spiritistischer Phänomene darlegte. Darin erklärte er, wie er seine Experimente mithilfe des Spiritoskops und anderer Geräte durchführte und wie er zu dem Schluss kam, dass es tatsächlich möglich sei, mit den Toten zu kommunizieren. Sein Buch fasst die Ergebnisse wie folgt zusammen: „Die Beweise können in verschiedenen Phasen betrachtet werden: Erstens solche, bei denen Klopfgeräusche oder andere Geräusche gemacht wurden, die nicht auf irgendeine sterbliche Macht zurückgeführt werden konnten; zweitens solche, bei denen Töne so gemacht wurden, dass sie Buchstaben andeuteten, die grammatikalisch gut geschriebene Sätze bildeten, was beweist, dass sie unter der Führung eines rationalen Wesens standen; drittens solche, bei denen die Art der Kommunikation so war, dass sie bewies, dass das Wesen, das sie verursachte, in Übereinstimmung mit den begleitenden Behauptungen, ein Bekannter, Freund oder Verwandter des Forschers sein musste.“

Der Chemieprofessor der Universität von Pennsylvania bekehrte sich also zum Spiritismus, wie ein Artikel in der New York Times auf der Titelseite berichtete. Werfen wir nun einen Blick auf das Spiritoskop und auf ähnliche Konstruktionen.

PLATE I. Engraving and description of the apparatus, which, being contrived for the
purpose of determining whether the manifestations attributed to spirits could be made
without mortal aid, by deciding the question affirmatively, led to the author’s conversion
(Gutenberg License).

PLATE I. Engraving and description of the apparatus, which, being contrived for the purpose of determining whether the manifestations attributed to spirits could be made without mortal aid, by deciding the question affirmatively, led to the author’s conversion (Gutenberg License).

Ein Herr Isaac T. Pease aus Thompsonville, Connecticut hatte zuvor bereits einen Apparat, den Pease’schen Scheibenapparat, zur Messung spiritueller Manifestationen vorgeschlagen. Es ist eine mechanische Vorrichtung mit einer Scheibe, auf der, ähnlich wie bei einem Ouija-Brett, Buchstaben, Zahlen oder andere Symbole aufgedruckt waren. Am Gerät befand sich ein Zeiger, der sich um die Scheibe drehen konnte, ähnlich wie bei einer Uhr. Der Zeiger soll sich durch geistartige Kräfte bewegen, so die Hypothese, um Geisterbotschaften Buchstabe für Buchstabe anzuzeigen. Hare fügte zum Pease’schen Scheibenapparat ein Hebel- und Federsystem hinzu, welches Hand- und Fußbewegungen des Mediums während spiritistischer Sitzungen registrieren sollte, um die unbewusste oder bewusste Manipulation der Scheibe auszuschließen. Hares Ziel war es, eine möglichst neutrale Umgebung zu schaffen, in der menschliche Einflüsse minimiert und paranormale Aktivitäten objektiv gemessen werden konnten. Die Bewegungen sollten ausschließlich von den Geistern über das Medium, ohne Beteiligung von weiteren Sterblichen, initiiert werden; ich glaube, man nennt es einen Poltergeist, wenn er gänzlich ohne menschliche Hilfe, ohne Medium, arbeitet. Dies war seiner Meinung eine Methode, um eine klarere und systematischere Kommunikation zu ermöglichen, im Gegensatz zu den oft chaotischen und vagen Methoden des Tischrückens oder der Klopfzeichen.

Er hat das Spiritoskop entwickelt, gebaut und in seinen Experimenten benutzt. Die Anwendung dieses Gerätes hat ihn zum Spiritismus bekehrt. Aus heutiger Sicht mag das etwas lächerlich erscheinen, doch in der Mitte des 19. Jahrhunderts stellte es den momentanen Stand der Forschung dar. Er konzipierte drei weitere experimentelle Geräte zur Untersuchung spiritueller Phänomene.

PLATE II. Description of the instrument by which spirits were enabled to move a table
under the influence of mediumship, yet in no wise under the control of the medium
employed, even clairvoyance being nullified (Gutenberg License).

PLATE II. Description of the instrument by which spirits were enabled to move a table under the influence of mediumship, yet in no wise under the control of the medium employed, even clairvoyance being nullified (Gutenberg License).

Die zweite von ihm konzipierte Apparatur besteht aus einer Kombination von Waagen und Hebeln, die darauf ausgelegt sind, beim Tischrücken eine direkte physische Interaktion durch das Medium zu verhindern. Das Ziel war es, die Authentizität von Geisterbewegungen zu testen, indem Bewegungen ohne erkennbaren menschlichen Einfluss aufgezeichnet wurden. Durch die Anwendung dieses Gerätes soll sogar die Hellsichtigkeit des Mediums ausgeschlossen werden. Es könnte ja sein, so Hare, wenn es keine Geister gibt, könnte es dennoch Hellsichtigkeit geben. Es ist unklar, ob er dieses Gerät wirklich gebaut und verwendet hat, aber er experimentierte auf jeden Fall mit ähnlichen Ideen und führte Untersuchungen bei Séancen durch.

PLATE III. A representation of an experiment, in which the medium was prevented from
having any other communication with the apparatus, actuated under his mediumship,
excepting through water. Yet under these circumstances the spring balance indicated
the exertion of a force equal to 18 pounds (Gutenberg License).

PLATE III. A representation of an experiment, in which the medium was prevented from having any other communication with the apparatus, actuated under his mediumship, excepting through water. Yet under these circumstances the spring balance indicated the exertion of a force equal to 18 pounds (Gutenberg License).

Er baute noch ein drittes Gerät, um Experimente mit Tischrücken durchzuführen und zu untersuchen, ob die Bewegungen von Geistern oder von den Teilnehmer*innen der Séancen verursacht wurden. Das Besondere daran ist, dass das Medium daran gehindert wurde, mit dem von ihm betriebenen Apparat in irgendeiner anderen Weise in Verbindung zu treten, außer durch Wasser. Er meinte, dass dennoch eine Kraft von 18 Pfund auf die Federwaage übertragen wurde.

PLATE IV. (x) The apparatus of which the opposite cuts afford a representation are
spiritoscopes, under modifications to which I resorted subsequently to the contrivance in
which Pease’s dial is employed. For Pease’s “dial,” disks are substituted, resembling those
originally employed by me, as represented in Plates I. and II. These last mentioned,
however, were made to revolve under the index; while in Pease’s apparatus the index
revolves, the disk remaining at rest. The advantage of having the disk to revolve is, that
the letter is always to be looked for, within the same space; whereas in operating with the
other the eye has to follow the index through all its rapid movements (Gutenberg License).

PLATE IV. (x) The apparatus of which the opposite cuts afford a representation are spiritoscopes, under modifications to which I resorted subsequently to the contrivance in which Pease’s dial is employed. For Pease’s “dial,” disks are substituted, resembling those originally employed by me, as represented in Plates I. and II. These last mentioned, however, were made to revolve under the index; while in Pease’s apparatus the index revolves, the disk remaining at rest. The advantage of having the disk to revolve is, that the letter is always to be looked for, within the same space; whereas in operating with the other the eye has to follow the index through all its rapid movements (Gutenberg License).

Eine vierte Ausführung, die wiederum den Pease’schen Scheibenapparat inkludierte, hat er wahrscheinlich nicht gebaut. Die Idee dahinter war, dass die Scheibe sich unter dem Zeiger dreht, während bei Peases Apparat der Zeiger sich dreht und die Scheibe in Ruhe bleibt. Der Vorteil, der sich drehenden Scheibe besteht darin, dass der Buchstabe immer an derselben Stelle zu suchen ist, während das Auge bei dem anderen Gerät dem Zeiger durch alle seine schnellen Bewegungen folgen muss.

Hare hat sogar eigene mediale Fähigkeiten entwickelt und wurde zu einer Berühmtheit in den Vereinigten Staaten.

Obwohl er versuchte, seine Gerätschaften als wissenschaftliche Instrumente darzustellen, wurde seine Arbeit von der wissenschaftlichen Gemeinschaft kritisch betrachtet und weitgehend abgelehnt. Seine Experimente wurden als unwissenschaftlich eingestuft, und viele seiner Behauptungen galten als unhaltbar. Seine Kolleg*innen, darunter auch prominente Wissenschaftler*innen, kritisierten seine Methoden und seine Schlussfolgerungen, da seine Experimente nicht den strengen Anforderungen der wissenschaftlichen Beweisführung genügten. Seine Resultate wurden als voreingenommen und unzuverlässig angesehen.

Faraday äußerte sich besonders skeptisch gegenüber Hares Versuchen, wissenschaftliche Instrumente wie das Spiritoskop zur Bestätigung spiritistischer Phänomene zu nutzen. Faraday selbst verfolgte mit viel einfacheren Geräten die Validierung einer viel weltlicheren Hypothese. Er hielt Hares Geräte und Methoden für fehlerhaft und war der Meinung, dass sie nicht die wissenschaftliche Strenge erfüllten, die notwendig sei, um solche außergewöhnlichen Behauptungen zu belegen. Seine Argumentation war, dass spiritistische Phänomene nicht durch zuverlässige wissenschaftliche Methoden untersucht worden seien und dass Geräte wie das Spiritoskop eher zur Bestätigung von Vorurteilen dienten, als objektiv zu beweisen, dass Geister real sind oder mit Menschen kommunizieren könnten.

Dem Schriftsteller und Spiritismusforscher Frank Podmore (1856 – 1910) zufolge hat Hare keine angemessenen Maßnahmen ergriffen, um sicherzustellen, dass die Bewegungen, die das Spiritoskop aufzeichnete, tatsächlich durch Geister und nicht durch das Medium oder andere äußere Faktoren verursacht wurden. Nach ihm wäre es für das Medium ein Leichtes gewesen, Knie oder andere Körperteile unerkannt zu bewegen, aber „Hare scheint die Möglichkeit eines derartigen Betrugs nicht erkannt zu haben.“ Podmore schrieb auch, dass „die Maschinerie in der Tat nicht schlecht erfunden war, aber ihre Verwendung entband nicht von der Notwendigkeit einer genauen und ständigen Beobachtung des menschlichen Agenten; und es gibt keinen Beweis dafür, dass Hare diese Notwendigkeit erkannte oder irgendwelche Schritte unternahm, um sich gegen Betrug zu schützen.“ Er sah in Hares Arbeit eine Bestätigung dafür, dass auch ein brillanter Wissenschaftler anfällig für Täuschung und Selbsttäuschung sein kann, besonders in einem Bereich wie dem Spiritismus, der stark emotional und subjektiv aufgeladen war. Doch spiritistisch gesinnte Forscher*innen waren von seinen Ansichten begeistert.  
 
 
„Genius of Britain Episode 3.“ Channel 4, 2010, https://www.imdb.com/title/tt1673443.
 
„Michael Faraday (1791-1867).“ BBC, 2014, http://www.bbc.co.uk/history/historic_figures/faraday_michael.shtml.
 
Hong, J. „I Asked Psychics to Connect with My Non-Existent Dead Sister.“ VICE, 5.6.2015, https://www.vice.com/en_ca/article/vdxeqb/i-asked-psychics-to-connect-with-my-non-existent-dead-sister.
 
Sommer, A. „Robert Hare, the Spiritoscope, and Playfulness in Science.“ Science History Institute, 14.3.2016, https://www.forbiddenhistories.com/2016/03/robert-hare-natale.
 
Hare, R. „The Project Gutenberg eBook of Experimental Investigation of the Spirit Manifestations, by Robert Hare.“ Gutenberg.org, 28.12.2020, https://www.gutenberg.org/files/64160/64160-h/64160-h.htm.
 
„A Timeline of the History of Spiritualism.“ Spiritualism New Zealand, 2022, https://spiritualism.org.nz/wp-content/uploads/2022/02/A-Timeline-of-the-History-of-Spiritualism.pdf.
 
Jachan, M. „Paranormale Behauptungen auf dem Prüfstand – Von Wünschelruten, Elektrosmog und Parapsychologie.“ Springer, 2024, https://www.google.com/search?q=978-3-662-69898-3.

Die Geschichte der Autopsie

Wir wollen nachsehen, wie der Spiritismus unter der Annahme der Existenz von „Seelen“ bzw. „Geistern“ wahre Wunder vollbrachte bzw. vollbringen wollte. Es bestand lange kein Zweifel, dass jeder Mensch eine Seele hat, denn die kirchliche Obrigkeit, oder andere religiöse Besserwisser*innen, haben dem Menschen über Jahrtausende eingetrichtert, eine haben zu müssen. Begeben wir uns nun auf die Reise durch die Geschichte der Medizin, die den Körper an sich zu verstehen trachtet und auch die Seele zu lokalisieren versuchte.

Die Autopsie, auch als Obduktion bekannt, ist ein zentraler Bestandteil der medizinischen Forschung und der Rechtsmedizin. Sie ermöglicht es, die Ursachen von Todesfällen zu ermitteln und gibt wertvolle Einblicke in Krankheitsmechanismen. Das Analysieren bzw. Zerlegen eines menschlichen Leichnams ist auch für die Ausbildung von Mediziner*innen von zentraler Bedeutung. Die Wurzeln der Autopsie reichen bis in die Antike zurück.

Im alten Ägypten wurden bereits um 3000 v. u. Z. Leichname einbalsamiert. Diese Praxis diente zwar religiösen Traditionen, man hat dadurch aber auch anatomische Kenntnisse erlangt. Das Öffnen menschlicher Leichen zu reinen Forschungszwecken war zeitweise verboten, zeitweise erlaubt. Hippokrates von Kos (460 – 370 v. u. Z.) vermied die Leichenschau aus ethischen und religiösen Gründen noch. Doch berühmte Ärzte wie Herophilos von Chalkedon (325 – 255 v. u. Z.) und Erasistratos (305 – 250 v. u. Z.) sezierten menschliche Leichname und legten damit den Grundstein für die Anatomie als Wissenschaft in Europa. Der griechische Arzt und Anatom Galenos von Pergamon (ca. 129 – ca. 216), der vorwiegend in Rom tätig war, musste sich auf das Sezieren von Tieren stützen, um die menschliche Anatomie zu erforschen, denn während seiner Lebenszeit war das Sezieren von Menschen im Römischen Reich und in Griechenland weitgehend verboten. Im „dunklen“ Mittelalter Europas, als die Freiheit der Wissenschaft durch katholischen Totalitarismus sehr stark eingeschränkt war, wurde die Autopsie beinahe verunmöglicht. Die Kirche verbot die Leichenschau, da sie glaubte, dass der Körper für die „Auferstehung“ unversehrt bleiben müsse. Dies führte zu einem Rückschritt im Verständnis der menschlichen Anatomie und der Ursachen von Krankheiten. Während der Blütezeit der islamischen Medizin führten Gelehrte wie Rhazes (865 – 925) und Avicenna (980 – 1037) Studien über den menschlichen Körper durch, allerdings größtenteils ohne Leichensektion. Ihre Arbeiten basierten hauptsächlich auf den Schriften der Griechen. Doch auch in der islamischen Welt wurde es dunkel …

Andreas Vesalius, ein Pionier der neuzeitlichen Autopsie (Public Domain).

Andreas Vesalius, ein Pionier der neuzeitlichen Autopsie (Public Domain).

Die erste belegte legale Autopsie in Europa fand 1286 in Bologna statt. Mit der Renaissance im 15. Jahrhundert begann ein erneuter Aufschwung des Interesses an der menschlichen Anatomie. Leonardo da Vinci (1452 – 1519) fertigte detaillierte anatomische Zeichnungen an, die aus Leichensektionen gewonnen wurden. Seine Arbeiten bieten tiefe Einblicke in die Anatomie und Physiologie des menschlichen Körpers. Ärzte wie Andreas Vesalius (1514 – 1564) revolutionierten die Anatomie durch öffentliche Leichensektionen und die Veröffentlichung detaillierter anatomischer Zeichnungen. Vesalius’ Werk De humani corporis fabrica von 1543 gilt als Meilenstein in der Geschichte der Medizin. Er korrigiert viele Fehler der früheren anatomischen Lehren von Galenos und gilt als Begründer der modernen Anatomie. Die Leichenschau wurde zunehmend akzeptiert, und anatomische Theater in Städten wie Bologna und Padua ermöglichten es, die menschliche Anatomie vor Publikum zu demonstrieren.

René Descartes (1596 – 1650) ist vor allem als Philosoph und Mathematiker bekannt, aber er leistete auch wichtige Beiträge zur Anatomie und den frühen Neurowissenschaften. Er verband seine mechanistische Weltsicht mit der Funktionsweise des menschlichen Körpers. Seine Ansichten beeinflussten das medizinische Denken seiner Zeit, obwohl viele seiner anatomischen Hypothesen später widerlegt wurden. Die wichtigsten Beiträge von Descartes zur Anatomie lassen sich auf seine Erforschung des Gehirns, des Nervensystems und seine Theorien zu Körper und Seele zurückführen. Sein bekanntester Beitrag zur Philosophie und auch zur Anatomie ist sein Konzept des Dualismus. Er glaubte, dass der menschliche Körper eine Maschine sei, die nach mechanischen Prinzipien funktioniere, während der Geist oder die Seele eine vom Körper unabhängige, nicht-materielle Entität sei. Dies war eine wichtige Perspektive für die damalige Anatomie, da Descartes versuchte, biologische Funktionen im Einklang mit den physikalischen Gesetzen zu erklären. Im Gegensatz dazu sah Descartes den Geist bzw. die Seele als immateriell an, nicht gebunden an die physikalischen Gesetze. Der Geist war für Denken, Wahrnehmung und Bewusstsein verantwortlich.

Descartes’ Dualismus ist heute überholt. Dank der Fortschritte in den Neurowissenschaften, der Philosophie des Geistes und der Psychologie ist das heutige Verständnis materialistisch geprägt. Geistige Prozesse werden als Produkte physikalischer und biochemischer Vorgänge im Gehirn verstanden, und es gibt keinen wissenschaftlichen Bedarf für die Annahme einer „immateriellen Seele“ oder eines „unabhängigen Geistes“, welche vom Körper unabhängig wären. Oder in anderen Worten: Stirbt der Körper, so stirbt auch der Geist.

Anatomisches Theater der Universität Leiden, 1610 (Public Domain).

Anatomisches Theater der Universität Leiden, 1610 (Public Domain).

Im 17. Jahrhundert wurde die Autopsie zu einem wichtigen Bestandteil der medizinischen Ausbildung und die Leichenschau wurde in Europa zunehmend professionalisiert. In vielen Städten wurden anatomische Theater errichtet, in denen Leichensektionen öffentlich durchgeführt wurden. Universitäten in Europa begannen, die Leichenschau zu regulieren und Studenten praktische Erfahrungen zu ermöglichen. In dieser Zeit traten jedoch auch gesellschaftliche Probleme auf. Die Nachfrage nach Leichnamen überstieg das Angebot, was zu illegalem Leichendiebstahl führte. Die sogenannten Resurrectionists, die Leichen von Friedhöfen stahlen, um sie an Mediziner zu verkaufen, waren ein weit verbreitetes Phänomen.

Wien wurde im 18. Jahrhundert unter der Schirmherrschaft von Maria Theresia (1717 – 1780) ein bedeutendes Zentrum für die medizinische Wissenschaft und Anatomie, insbesondere für die Praxis des Sezierens. Sie führte 1749 Reformen im Medizinstudium ein, die die Bedeutung der praktischen Anatomie, also des Sezierens, stärkten. Ihr Sohn Kaiser Joseph II. (1741 – 1790) förderte den Aufbau moderner medizinischer Institutionen und setzte sich für Reformen im Gesundheitswesen ein. Er gründete mehrere Krankenhäuser, darunter das berühmte Allgemeine Krankenhaus in Wien (1784), das zu einem der größten und modernsten seiner Zeit wurde. Der Pathologe und Anatom Karl von Rokitansky (1804 – 1878) führte an die 30.000 Autopsien durch, womit er entscheidend zur modernen Pathologie beitrug, indem er so Krankheitsursachen untersuchte und systematisch dokumentierte. In Wien gab es zahlreiche Berichte über Medizinstudenten und Anatomen, die aktiv am Leichendiebstahl beteiligt waren. Auf den Armenfriedhöfen Wiens wurden häufig Leichen gestohlen, da die Begräbnisse dieser Menschen meist weniger überwacht wurden und die Gräber einfacher zugänglich waren. Ein bekanntes Beispiel für die Praxis der Leichendiebstähle war die Irrlehre der Phrenologie des Arztes Franz Joseph Gall (1758 – 1828); doch dazu mehr später. Der Arzt und Chirurg Johann A. Schmidt (1759 – 1809) wird oft in Zusammenhang mit der beschaffungsorientierten Anatomie des 18. Jahrhunderts genannt. Auch wenn es keine direkten Beweise gibt, dass er persönlich in Leichendiebstähle verwickelt war, so wurde in seinem Umfeld über diese Praxis gesprochen. Es war allgemein bekannt, dass er und andere Anatomen stets daran interessiert waren, Leichen zu bekommen, um den Fortschritt in der Anatomie voranzutreiben.

Idealised etching of Burke murdering Margaret Docherty (also known as Margery
Campbell) by Robert Seymour (Public Domain).

Idealised etching of Burke murdering Margaret Docherty (also known as Margery Campbell) by Robert Seymour (Public Domain).

Im frühen 19. Jahrhundert kam es in Edinburgh zu einer kuriosen Mordserie, um Leichen für die anatomische Forschung aktiv herzustellen. Diese sogenannten „West-Port-Morde“ ereigneten sich zwischen 1827 und 1828 in Edinburgh, und wurden von den berüchtigten aus Irland stammenden Leichendieben und Serienmördern William Burke und William Hare verübt. Die beiden ermordeten mindestens 16 Menschen, um ihre Leichen an Anatomen wie Robert Knox (1791 – 1862) zu verkaufen. Anatomieprofessoren waren auf eine konstante Versorgung mit frischen Leichen angewiesen, um ihre Studenten auszubilden.

Burke und Hare erkannten diese Nachfrage als lukrative Möglichkeit und begannen zunächst, Leichen auszugraben und verstorbene Bewohner*innen aus Hares Pension an Knox zu verkaufen. Schnell stellten sie fest, dass frische Leichen mehr einbrachten, und begannen, Menschen gezielt zu töten, um deren Körper an die Anatomie zu verkaufen. Ihre Opfer waren meist arme, ältere oder isolierte Menschen, die in Edinburghs Stadtteil West Port lebten. Die Opfer wurden zumeist überwältigt und durch Ersticken getötet, eine Methode, die als „Burking“ bekannt wurde. Sie hinterließ kaum sichtbaren Spuren, was für den Verkauf an die Anatomen vorteilhaft war. Burke und Hare lieferten die Leichen an Dr. Knox, der angeblich keine Fragen stellte. Die Mordserie wurde erst aufgedeckt, als die Leiche von Margaret Docherty, einem ihrer letzten Opfer, in der Pension gefunden wurde.

Hare kooperierte mit den Behörden und sagte gegen Burke aus, was ihm Immunität gewährte. Burke wurde verhaftet, zum Tode verurteilt und im Januar 1829 öffentlich am Halse aufgehängt, bis der Tod eintrat. Sein Körper wurde zur öffentlichen Dissektion freigegeben, als abschreckendes Beispiel für seine Verbrechen. Hares weiteres Schicksal bleibt im Dunkeln; es wird vermutet, dass er nach Irland floh. Dr. Knox, obwohl rechtlich nicht belangt, wurde wegen seiner Rolle in der Affäre gesellschaftlich geächtet. Die West-Port-Morde führten zur Verabschiedung des Anatomy Act von 1832, der den Handel mit Leichen besser regulierte und legale Quellen für anatomische Studien bereitstellte, um ähnliche Verbrechen in Zukunft zu verhindern.

Röntgens Laboratorium im ehemaligen Physikalischen Institut der Universität
Würzburg, 1895 (Public Domain).

Röntgens Laboratorium im ehemaligen Physikalischen Institut der Universität Würzburg, 1895 (Public Domain).

Wilhelm C. Röntgen (1845 – 1923) trug durch die Entdeckung der Röntgenstrahlen im Jahr 1895 erheblich zur Weiterentwicklung der medizinischen Diagnostik und auch zur Autopsie bei. Seine Entdeckung ermöglichte es, den menschlichen Körper auf völlig neue Weise zu untersuchen, indem man das Innere sichtbar machte, ohne den Körper öffnen zu müssen. Dies hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die Autopsie, die Rechtsmedizin und die Medizin im Allgemeinen. Vor der Entdeckung der Röntgenstrahlen war eine Autopsie die einzige Möglichkeit, die inneren Organe, Knochen und Gewebe eines Leichnams direkt zu untersuchen. Dies bedeutet, dass in bestimmten Fällen eine Autopsie durch Röntgenaufnahmen ergänzt oder sogar teilweise ersetzt werden kann, insbesondere wenn es darum geht, Knochenbrüche, Fremdkörper oder innere Verletzungen zu identifizieren. Dies war besonders wichtig in Fällen von Gewalteinwirkung, Unfällen oder Misshandlungen, bei denen die genaue Ursache des Todes durch Röntgenaufnahmen aufgedeckt werden konnte.

Im 20. Jahrhundert wurde die Autopsie zunehmend von neuen Technologien unterstützt. Die Entwicklung von bildgebenden Verfahren wie der Computertomographie und der Magnetresonanztomographie führte zu weiteren nicht-invasiven Möglichkeiten der Untersuchung von Lebenden und Leichnamen. Dennoch bleibt die traditionelle Autopsie ein unverzichtbares Werkzeug, insbesondere zur Aufklärung von unklaren Todesursachen.

Lasst ich zum Abschluss als Skeptiker und Gegner aller Religionen noch sagen, dass man, seit man Leichname aufschneidet, weder eine Seele noch „Energie-Meridiane“, „Akupunktur-Punkte“ oder ähnliche Fantasieorgane gefunden hat.  
 
 
Niederer, A. „Leichenöffnung.“ NZZ, 1.3.2006, https://www.nzz.ch/articleDKL6X-ld.374216.
 
Gutjahr, M. „Folge 6: Die Mörderpuppen von Edinburgh.“ Das Geheime Kabinett Podcast, 21.9.2014, https://kabinett.uber.space/folge-6-die-moerderpuppen-von-edinburgh.
 
„Klenk+Reiter – Der FALTER-Podcast aus der Gerichtsmedizin.“ Der Falter, 2024, https://www.falter.at/podcasts/gerichtsmedizin.
 
„Körperspenden an die Forschung.“ Medizinische Universität Wien, 2024, https://www.meduniwien.ac.at/web/klinik-gesundheit/ambulanzen-services/koerperspenden-an-die-forschung.
 
„Pathological-anatomical collection in the Narrenturm.“ Natural History Museum Vienna, 2024, https://www.nhm-wien.ac.at/en/narrenturm.
 
Jachan, M. „Paranormale Behauptungen auf dem Prüfstand – Von Wünschelruten, Elektrosmog und Parapsychologie.“ Springer, 2024, https://www.google.com/search?q=978-3-662-69898-3.

Definition: Spiritismus

Der Spiritismus (lat. spiritus ,Geist‘, ,Hauch‘, ,Atem‘, ,Seele‘) ist eine religiös-esoterische Bewegung, die sich mit der Beschwörung von Geistern, insbesondere von Geistern Verstorbener, befasst. Die englische Bezeichnung dafür ist ‚spiritualism‘, weswegen im Deutschen manchmal der falsche Ausdruck „Spiritualismus“ verwendet wird. In einer spiritistischen Sitzung sei es möglich, dass das Medium als Vermittler*in mit den Geistern bzw. Seelen der Verstorbenen oder mit Engeln oder anderen Wesen in Kontakt treten kann. Der Spiritismus verspricht Antworten auf Fragen bezüglich des Lebens nach dem Tod oder der eigenen Zukunft und bietet angeblichen Trost.

Die Begriffe „Geist“ und „Seele“ werden häufig synonym verwendet, haben jedoch unterschiedliche Bedeutungen und Konnotationen in verschiedenen kulturellen, religiösen und philosophischen Kontexten. Die Seele wird als ewiger, unsterblicher Kern des Menschen betrachtet, der seine Persönlichkeit und sein Bewusstsein trägt und nach dem Tod in eine andere Existenz übergeht. Ein Geist hingegen wird als die Manifestation eines Verstorbenen beschrieben, der in der Welt der Lebenden gefangen bleibt und in Mythen und Volksglauben als Erscheinung oder Phantom auftritt.

Die Menschheit fantasiert immer schon von unsterblichen Anteilen des Menschen, aber bis heute gibt es keinerlei Beweise für ihre Existenz. Nun, ich kann ja nicht beweisen, dass es weder Götter, Göttinnen, Jenseitse, Engel, Reinkarnationen, Geister noch Seelen gibt, aber es spricht halt auch nichts, gar nichts, dafür. Außerdem behaupte ich nichts dergleichen, ich bin nicht in der Pflicht, deren Nichtexistenz zu beweisen. Aber wir können uns bemühen, an den Themenkomplex des Spiritismus skeptisch-wissenschaftlich heranzugehen.

Der Spiritismus boomte im 19. Jahrhundert, er ist jedoch viel älter. Er wurde besonders durch die Fox Sisters in den USA populär, deren angebliche Kommunikation mit Geistern 1848 viel Aufmerksamkeit erregte. Heute ist der Spiritismus in der Form mit Medien, die Sitzungen veranstalten nicht mehr so verbreitet wie vor hundert Jahren. Doch es gibt viele darauf aufbauende esoterische Strömungen, z. B. das Channeling, bei dem ein*e einzelne*r Kund*in bei einem Medium bzw. bei einem*r Heiler*in, Seher*in, Guru*Gurvi, etc. um „Rat“ bittet. Auch heute noch verbinden sich die Gier der einen mit der Leichtgläubigkeit der anderen, um Geld zu machen.

In meinem Buch Paranormale Behauptungen auf dem Prüfstand – Von Wünschelruten, Elektrosmog und Parapsychologie (https://www.google.com/search?q=978-3-662-69898-3) und hier im Blog konzentriere ich mich auf den Spiritismus in den USA und in Europa, doch es haben alle Kulturen zu allen Zeiten ähnliches praktiziert. Folgende Begriffe gehören zum „eurozentrischen Spiritismus“:

Angelo Caroselli, La negromante (Public Domain).

Angelo Caroselli, La negromante (Public Domain).

Der zentrale Zweck des Spiritismus ist die Totenbeschwörung oder Nekromantie (griech. nekrós ,Toter‘, ,Leichnam‘; mántis ,Weissager‘, ,Wahrsager‘). Man versucht, durch eine Vielfalt von Ritualen, z. B. Tisch- und Gläserrücken, Pendeln, Ouija, die Geister der Toten herbeizurufen, um mit ihnen zu kommunizieren. Man tut dies, um Einblicke in die jenseitige Welt oder Problemlösungen für die diesseitige und ihre Zukunft zu erhoffen. Nekromantie ist eine weltweit verbreitete Praktik, die nicht nur im Spiritismus, sondern in vielen religiösen Traditionen praktiziert wird.

Medium Eva Carrière photographed in 1912 with a light appearing between her hands
(Public Domain).

Medium Eva Carrière photographed in 1912 with a light appearing between her hands (Public Domain).

Ein spiritistisches Medium (lat. medium ,Mitte‘, ,Mittelpunkt‘) ist eine Person, die behauptet, in Trance eine Verbindung zur Geisterwelt herstellen und Botschaften Verstorbener empfangen zu können. Sie arbeiten in Séancen oder privaten Einzelsitzungen und nutzen dabei verschiedene Techniken wie Nekromantie, Hellsehen, Hellhören oder automatisches Schreiben, um mit Geistern zu kommunizieren. Als Vermittler zwischen der physischen und der geistigen Welt wollen sie Trost spenden oder Antworten auf Fragen über das Leben nach dem Tod geben. Für viele Menschen fungieren Medien als spirituelle Berater*innen, die Einblicke in persönliche Angelegenheiten bieten und Hoffnung auf ein Weiterleben der Seele nach dem Tod geben. Kritiker*innen hingegen bezweifeln die Echtheit solcher Phänomene und sehen darin oft eine Form der Täuschung oder Selbsttäuschung.

The priestess of the oracle at ancient Delphi, Greece. John Collier - Art Gallery of
South Australia Website Webpage Picture Old source (Public Domain).

The priestess of the oracle at ancient Delphi, Greece. John Collier – Art Gallery of South Australia Website Webpage Picture Old source (Public Domain).

Der Trance-Zustand ist für spiritistische Medien von zentraler Bedeutung. Trance ist ein veränderter Bewusstseinszustand, der von tiefer Entspannung bis zu ekstatischen Zuständen reichen kann. In diesem Zustand soll das Medium in der Lage sein, eine Verbindung zu den Geistern herzustellen. Das eigene Bewusstsein des Mediums trete in den Hintergrund, während der Geist den Körper kontrolliere oder beeinflusse. Dadurch soll es möglich sein, dass Geister durch das Medium sprechen, schreiben oder physische Phänomene wie Tischbewegungen herbeiführen. Im Spiritismus wird die Trance des Mediums üblicherweise ohne chemische Hilfsmittel zu erzielen versucht, doch es dürfte auch mit gehen, wie es Pythia, die Priesterin des Orakels von Delphi, vermutlich tat.

Séance conducted by John Beattie, Bristol, England, 1872 from the Eugène Rochas
Papers held at the American Philosophical Society Library (Public Domain).

Séance conducted by John Beattie, Bristol, England, 1872 from the Eugène Rochas Papers held at the American Philosophical Society Library (Public Domain).

In einer Séance (frz. séance ,Sitzung‘) kommen Menschen zusammen, um zu versuchen, mit Geistern von Verstorbenen oder anderen übernatürlichen Wesen zu kommunizieren. Unter den Teilnehmer*innen ist meist ein Medium, das als Vermittler*in zwischen dem Diesseits und dem Jenseits fungiert. Die übrigen Anwesenden stellen den Geistern Fragen. Séancen finden meist in abgedunkelten Räumen statt – ein*e Schelm*in, der*die Tricksereien vermutet. Es werden oft besondere Rituale oder Gebete gesprochen, um die Geister, oder eine*n Einzelne*n, einzuladen. Es ist darauf zu achten, mit dem gewünschten Geist eine „respektvolle“ Verbindung herzustellen, ansonsten könnte er*sie launisch werden und „störende Energien“ anstatt nutzbringender Information von sich geben.

Planchette aus Boston, 1860 (Public Domain).

Planchette aus Boston, 1860 (Public Domain).

Automatisches Schreiben hat nichts mit generative pre-trained transformers wie ChatGPT zu tun, sondern bezeichnet in der Esoterik und im Okkultismus das Fertigen von Texten oder Bildern ohne bewusste Steuerung der Hand. Man meint, der Arm des Mediums werde durch ein Geistwesen übernommen. Man hat dafür sogar ein technisches Gerät, die Planchette, erfunden. Sie ist ein handtellergroßes, oft herzförmiges Brett mit einem Loch an der Spitze, in das ein Stift gespannt wird. Die Planchette kann leicht über das Papier gleiten und stützt die Hand, die so die allerfeinsten Bewegungen zu Papier bringen kann. Die Person versucht, ihren Geist zu klären und in einen entspannten, fast meditativen Zustand zu gelangen. Sie konzentriert sich nicht auf das Schreiben selbst, sondern erlaubt den Gedanken und der Hand spontan zu fließen. Am Papier werden scheinbar zufällige Striche oder Kreise entstehen, aber mit der Zeit können Wörter, Sätze oder ganze Botschaften hervorgebracht werden. Diese Ergebnisse müssen im Nachhinein interpretiert werden, da die Handschrift unleserlich sein kann oder die Botschaft symbolisch oder rätselhaft ist. Diese Interpretationen sind subjektiv und sind häufig von den Erwartungen oder Glaubenssystemen der Anwender*innen beeinflusst. Heute weiß man, dass dieses Phänomen hauptsächlich auf das ideomotorische Prinzip zurückzuführen ist.

Journal L’Illustration from 14 May 1853 (Public Domain).

Journal L’Illustration from 14 May 1853 (Public Domain).

Tischrücken ist eine Methode zur Kommunikation mit Geistern, wenn sie nicht durch den Vokaltrakt oder die Handschrift des Mediums erfolgt. Dabei wird behauptet, dass Geister den Tisch durch Schwenken, Heben oder Drehen bewegen, um auf Fragen oder Bitten zu antworten. Die Teilnehmer*innen der Séance sitzen in einem Kreis um einen Tisch und legen ihre Hände leicht auf die Tischplatte. Häufig wird über ein Medium oder gemeinsames Rezitieren spiritueller Formeln versucht, Kontakt zu den Geistern herzustellen. Die Teilnehmer*innen stellen Fragen, die oft mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden sollen, wobei spezifische Bewegungen des Tisches als Antworten gedeutet werden. Die angeblich selbständige Bewegung des Tisches gilt als Zeichen für die Anwesenheit eines Geistes, wird jedoch aus skeptischer Sicht oft durch das ideomotorische Prinzip erklärt, wonach unbewusste Muskelbewegungen der Anwesenden die Tischbewegung bewirken.

Ouija-Brett der Kennard Novelty Company in Baltimore. Elijah Bond (1847–1921) and
Charles Kennard (1856–1925) - Museum of Talking (Public Domain).

Ouija-Brett der Kennard Novelty Company in Baltimore. Elijah Bond (1847–1921) and Charles Kennard (1856–1925) – Museum of Talking (Public Domain).

Viel komfortabler, und schon etwas digitaler, ist die Kommunikation durch Klopfzeichen, Gläserrücken oder mit einem Ouija-Brett, das auch als Hexenbrett bekannt ist. Mit Klopfzeichen kann man via eines einfachen Codes, z. B. einmaliges Klopfen für „Ja“ und zweimaliges Klopfen für „Nein“, mit dem Geist kommunizieren. Gläserrücken ist eine weitere spiritistische Praxis, bei der die Teilnehmer*innen ihre Finger leicht auf ein umgedrehtes Trinkglas legen, das sich dann über einen Buchstabenkreis bewegt, um vermeintliche Botschaften von Geistern zu empfangen. Das Glas soll sich durch die Kraft des herbeigerufenen Geistes oder durch die kollektive Energie der Gruppe von Buchstabe zu Buchstabe bewegen, um Worte und Sätze zu formen. Ein Ouija-Brett ist eine flache Tafel, auf der die Buchstaben des Alphabets, die Zahlen 0 bis 9 und die Wörter „Ja“, „Nein“ sowie „Auf Wiedersehen“ aufgedruckt sind. Auch hier kann eine Planchette in einer kleineren Ausführung benutzt werden. Sie soll sich auf dem Ouija-Brett bewegen, wenn alle ihren Finger darauflegen, und die Buchstaben oder Zahlen auswählen. Diese Methoden, die auf unbewusste Muskelbewegungen zurückgeführt werden können, wurden insbesondere im 19. Jahrhundert populär.

Helen Duncan was well known for using dolls and other props as ectoplasm in her
sessions (Public Domain).

Helen Duncan was well known for using dolls and other props as ectoplasm in her sessions (Public Domain).

Manche Medien wollen nicht nur Information, sondern auch Materie aus dem Jenseits holen können. Ektoplasma (griech. ektós ,(dr)außen‘; plásma ,Gebildete‘) bezeichnet eine substanzielle Erscheinung, die als sichtbares Zeichen für die Anwesenheit von Geistern gilt. Es wird oft als weiße, neblige, schaumartige oder geleeartige Substanz beschrieben, die aus dem Mund, den Nasenlöchern oder den Ohren des Mediums fließen soll. Diese Substanz kann sich in unterschiedlichen Formen zeigen, von zarten Fäden bis zu dichten Massen, und soll entweder eine feste oder flüssige Konsistenz haben. Sichtbar wird Ektoplasma meist nur in schwachem Licht oder in der Dunkelheit und verschwindet bei direkter Beleuchtung angeblich sofort. Einige Medien berichten auch von vollständigen Materialisationen menschlicher Gestalten während Séancen. Diese Gestalten, als Geister von Verstorbenen interpretiert, erscheinen den Anwesenden teils als physisch greifbar oder berührbar. Solche Phänomene werden heute skeptisch betrachtet, da Berichte über Manipulationen und den Einsatz von Gaze oder Tiergewebe als ‚Ektoplasma‘ bekannt wurden.

William H Mumler - Photographymuseum.com, though can be seen elsewhere (Public
Domain).

William H Mumler – Photographymuseum.com, though can be seen elsewhere (Public Domain).

Geisterfotografie ist ein Phänomen, das im 19. Jahrhundert im Zusammenhang mit dem Spiritismus populär wurde. Dabei handelt es sich um Fotografien, auf denen angeblich Geister Verstorbener oder andere spirituelle Erscheinungen sichtbar sind. Diese Bilder, auf denen halbtransparente oder schemenhafte Figuren neben lebenden Menschen erscheinen, galten als Beweise für die Anwesenheit von Geistern und waren ein fester Bestandteil der spiritistischen Bewegung. Die Figuren wurden häufig als verstorbene Verwandte oder Geister gedeutet; oft waren es jedoch nebelige oder dunstige Formen ohne klare menschliche Gestalt. Geisterfotografen trugen wesentlich zur Popularität des Spiritismus bei, wurden jedoch später wegen Manipulationsverdacht hinterfragt. Wissenschaftler*innen führten die Geisterfotografie auf technische Effekte wie Doppelbelichtung oder Langzeitbelichtung zurück und sahen darin Täuschungen, die die spiritistischen Erwartungen der damaligen Zeit ausnutzten.

Ein Ganzfeld-Experiment, bei dem die Außenreize minimiert werden, um telepathische
Fähigkeiten nachzuweisen (Public Domain).

Ein Ganzfeld-Experiment, bei dem die Außenreize minimiert werden, um telepathische Fähigkeiten nachzuweisen (Public Domain).

Telepathie (griech. tēle ,fern‘; páthos ,Leid‘, ,Empfindung‘, ,Erlebnis‘, ,Ereignis‘) und Wahrsagen sind zwei unterschiedliche, aber verwandte Konzepte im Bereich des Paranormalen und Okkulten. Beide beziehen sich auf Formen der Wahrnehmung, die über die normalen Sinneswahrnehmungen hinausgehen. Telepathie meint die Übertragung von Gedanken und Gefühlen zwischen Individuen, während Wahrsagen auf die Vorhersage zukünftiger Ereignisse oder das Erkennen verborgener Informationen abzielt. Sie spielen in verschiedenen spirituellen und esoterischen Traditionen eine Rolle und waren in der Geschichte des Spiritismus und der Parapsychologie oft Gegenstand von Untersuchungen. Telepathie wird oft als Erklärung für die Kommunikation zwischen Medien und Geistern während Séancen verwendet. Es wird angenommen, dass das Medium die Gedanken des Geistes aufnimmt und sie den Teilnehmer*innen der Séance mitteilt. Beide Phänomene sind bis heute, trotz einer Vielzahl von parapsychologischen Forschungsarbeiten, nicht nachgewiesen und sie dürften, nach allem, was wir heute wissen, auch gar nicht existieren.

Édouard Isidore Buguet (1840–1901) demonstriert vorgetäuschte Telekinese 1875
(Public Domain).

Édouard Isidore Buguet (1840–1901) demonstriert vorgetäuschte Telekinese 1875 (Public Domain).

Psychokinese (griech. psyché ,Seele‘, ,(Lebens-)Hauch‘; kínēsis ,Bewegung‘, ,Veränderung‘) bezeichnet die angebliche Fähigkeit, materielle Objekte allein durch die Kraft des Geistes, ohne physischen Kontakt, zu bewegen oder zu beeinflussen. Psychokinese wird häufig in paranormalen und esoterischen Zusammenhängen diskutiert, obwohl es bis heute keine empirischen Beweise für ihre Existenz gibt. Experimente zur Psychokinese, bei denen versucht wurde, Objekte zu bewegen oder Zufallszahlen zu beeinflussen, konnten bislang keine verlässlichen Ergebnisse liefern. Berühmte Persönlichkeiten wie Uri Geller (geb. 1946), der für seine angeblichen Fähigkeiten zum Verbiegen von Löffeln bekannt ist, haben zur Popularität des Konzepts beigetragen. Wissenschaftliche Untersuchungen wurden oft kritisiert, da sie anfällig für Betrug oder andere Kontaminationsfaktoren sind, was die Glaubwürdigkeit der Ergebnisse in Frage stellt.

Im Buch und hier im Blog schauen wir nach, ob, und wenn, was, hinter alldem steckt. Wir werden sehen, wie die Wissenschaft des 19. Jahrhunderts spiritistische Phänomene untersuchte und wie sich die Parapsychologie (griech. pará ,bei‘, ,neben‘, ,gegen‘; lógos ,Wort‘, ,Rede‘, ,Lehre‘) entwickelte. Im Buch wird sogar eine Anleitung gegeben, wie Ihr selbst zu Hause Doppelblindexperimente mit z. B. der Telepathie durchführen könnt. Hier im Blog werden wir uns zunächst auf die Suche nach der Seele machen. Eines vorweg: Man hat bereits überall nach ihr gesucht …  
 
 
Hohner, M. „Beweis mir doch mal das Gegenteil! Oder: Die bequeme Umkehrung der Beweislast.“ RatioBlog, 1.12.2011, https://www.ratioblog.de/entry/beweis-mir-doch-mal-das-gegenteil-oder-die-bequeme-umkehrung-der-beweislast.
 
Augustiny, J. „Café-Kundin schockt mit übersinnlichen Kräften.“ Stern, 9.10.2013, http://www.stern.de/digital/online/promoaktion-zu–carrie–cafÃľ-kundin-schockt-mit-uebersinnlichen-kraeften-3311050.html.
 
Hong, J. „I Asked Psychics to Connect with My Non-Existent Dead Sister.“ VICE, 5.6.2015, https://www.vice.com/en_ca/article/vdxeqb/i-asked-psychics-to-connect-with-my-non-existent-dead-sister.
 
„Cold Reading.“ Psiram, 2015, https://www.psiram.com/de/index.php/Cold_Reading.
 
Waschkau, A. & Waschkau, A. „Folge 230: Die Fox-Schwestern.“ Hoaxilla Podcast, 31.5.2019, https://hoaxilla.com/hoaxilla-230-die-fox-schwestern.
 
Kortizes – Institut für populärwissenschaftlichen Diskurs „Thomas Fraps – Der Reiz des Unmöglichen – Von den Fallstricken der Wahrnehmung zur Ästhetik der Illusionen.“ Kortizes Podcast, 15.5.2021, https://podcast.kortizes.de/der-reiz-des-unmoeglichen-von-den-fallstricken-der-wahrnehmung-zur-aesthetik-der-illusionen.
 
„A Timeline of the History of Spiritualism.“ Spiritualism New Zealand, 2022, https://spiritualism.org.nz/wp-content/uploads/2022/02/A-Timeline-of-the-History-of-Spiritualism.pdf.
 
„Ectoplasm.“ Encyclopædia Britannica, 2023, https://www.britannica.com/topic/ectoplasm-occultism.
 
Jachan, M. „Paranormale Behauptungen auf dem Prüfstand – Von Wünschelruten, Elektrosmog und Parapsychologie.“ Springer, 2024, https://www.google.com/search?q=978-3-662-69898-3.