Flache Erde

Dass die Erde annähernd kugelförmig sein soll, an den Polen wegen der Eigenrotation abgeplattet, und dass sie um die Sonne, die ebenfalls beinahe eine Kugel sein soll, kreisen soll, ist einzig und allein eine Verschwörung, die vor allem von der NASA betrieben wird. Sie macht das wohl, um stetig Geld für „Raumfahrt“ abziehen zu können !! Die Erde ist flach !1!

In vielen Ursprungsmythen, z. B. aus Mesopotamien, Ägypten oder China, ist zu erfahren, dass die Erde eine Scheibe sei. Meist soll diese Scheibe irgendwo schwimmen oder irgendwie getragen werden. Auch im Alten Testament finden sich Fragmente des mesopotamischen Scheibenbildes. Dort wird uns berichtet, dass vier Engel auf den vier Ecken der Erde stehen oder dass der „Herr“ ganz allein den Himmel ausspannte, und die Erde ausbreitete. Aber alle alten Mythen der Welt zusammen konnten keine einheitliche Ansicht bzw. Theorie über die Scheibenerde hervorbringen.

Anaximanders Weltbild (Public Domain).

Anaximanders Weltbild (Public Domain).

Auch die ganz alten Griechen hatten Scheibenmodelle für unsere Erde. Der Vorsokratiker Anaximander (610 v. u. Z. – 547 v. u. Z.) meinte, die Erde sei das, was vom ursprünglich Feuchten an den hohlen Stellen der Erde übriggeblieben sei. Sie bestehe aus Europa, Asien und Libyen und sie sei eine runde, gewölbte Scheibe, die schwebend in der Mitte stünde.

Auch ich habe in der Schule gelernt, dass man dem italienischen Seefahrer Christoph Kolumbus (1451 – 1506) davon abgeraten hat, in die Weiten des Atlantik hinauszusegeln, da er vom Erdenrand fallen werde. Kolumbus habe nichtsdestotrotz mit seinem Ausflug die Kugelgestalt der Erde bewiesen, sagt man. Aber das stimmt so nicht. Es stand zu Kolumbus’ Zeiten die Kugelgestalt der Erde nicht infrage, jedenfalls nicht unter gebildeten Leuten. Eine scheibenförmige Erde, von deren Rand man fallen könne, war allenfalls im Volksglauben und bei uns abergläubischen Pirat*innen verankert. Nur, dass dort hinten im Meer noch ein paar unentdeckte Inseln sind, hatte wohl niemand vermutet. Kolumbus kam auf die Idee, den Seeweg nach Indien Richtung Westen zu erkunden. Er dachte, dass die Erde eine kleine Kugel sei. Er fuhr unter spanischer Flagge, die sein Angebot, nachdem die Mauren vertrieben waren, endlich annahm. 1492 erreichte er eine Insel der Bahamas und blieb auf dem Weg nach der geplanten Hafenstadt in China, die im damaligen Sprachgebrauch zu „Indien“ gezählt wurde, stecken.

Wie auch immer, Kolumbus war sich sein Leben lang nicht bewusst, dass er einen neuen Kontinent entdeckt hat. Erst durch die Expedition des italienischen Kaufmanns, Seefahrers, Navigators und Entdeckers Amerigo Vespucci (1451 – 1512), der zwischen 1499 und 1502 die Küste Südamerikas erkundete und feststellte, dass es sich um einen eigenständigen Kontinent handelte, wurde erkannt, dass Kolumbus tatsächlich eine „Neue Welt“ entdeckt hatte. Vespucci argumentierte, dass die entdeckten Gebiete nicht Teil Asiens seien. Deshalb wurde der neue Kontinent nach ihm „Amerika“ benannt.

Es gibt also, bei näherer Betrachtung, eigentlich gar keine alte Lehre der flachen Erde, die früher galt. Nichtsdestotrotz gibt es heute Gruppen, die Konferenzen abhalten, Fernsehserien und Forschungsreisen planen, um zu beweisen, dass die Erde flach sei.

Die konkrete Idee einer flachen Erde wurde erst im 19. Jahrhundert ausgearbeitet, als eine Vereinigung, die sich dieser Theorie angenommen hat, gegründet wurde: Die kreationistische Organisation namens Flat Earth Society, welche die Ansicht vertritt, dass die Erde flach sei. Dieser Club wurde vom englischen Autor Samuel Rowbotham (1816 – 1884) begründet. 1838 führte er ein Experiment durch. Einer seiner Freunde fuhr in einem Boot den Old Bedford River bei Cambridge hinunter, um zu testen, ob es wahr sei, dass man bei größeren Entfernungen nur mehr den Schiffsmast im Fernglas sehen könne. Selbst im Abstand von 10km konnte Rowbotham noch das ganze Boot sehen. Mit dem bekannten Erdradius wäre das aber nicht mehr möglich – mehr dazu später. 1849 publizierte er ein Pamphlet namens Earth Not a Globe, das er später zu einem Buch erweiterte. Auch er hatte ein biblisches Argument: Als der Teufel Jesus verführen wollte, führte er den vermeintlichen Erlöser auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit, um sie ihm anzubieten, wenn er niederfallen und den Teufel anbeten. Die Fachwelt war von seiner Schrift über die Flachwelt nicht so arg begeistert. Nach seinem Tode gründeten seine Frau und einige seiner wirren Anhänger*innen die Flat Earth Society, um ihre religiösen Überzeugungen gemeinsam ausleben zu können.

Im Jahr 1870 bot ein Verfechter der flachen Erde namens John Hampden in einer Zeitschriftenanzeige eine Wette über 500 Pfund für denjenigen an, der eine konvexe Krümmung in einem Gewässer wie einem Fluss, einem Kanal oder einem See nachweisen konnte. Alfred Russel Wallace, der von dieser Herausforderung fasziniert war und zu dieser Zeit nur wenig Geld hatte, entwarf ein Experiment, bei dem er zwei Objekte entlang eines 10 km langen Kanals aufstellte. Beide Objekte befanden sich auf gleicher Höhe über dem Wasser, und er montierte ein Teleskop auf einer Brücke, die sich ebenfalls auf gleicher Höhe über dem Wasser befand. Beim Blick durch das Teleskop erschien das eine Objekt höher als das andere, was die Krümmung der Erde zeigte. Der Schiedsrichter der Wette, der Herausgeber der Zeitschrift Field, erklärte Wallace zum Sieger, doch Hampden weigerte sich, das Ergebnis zu akzeptieren. Er verklagte Wallace und startete eine jahrelange Kampagne, in der er Briefe an verschiedene Publikationen und Organisationen, in denen Wallace Mitglied war, schrieb und ihn als Betrüger und Dieb anprangerte. Wallace gewann mehrere Verleumdungsklagen gegen Hampden, aber der daraus resultierende Rechtsstreit kostete Wallace mehr als die Wettsumme, und die Kontroverse frustrierte ihn jahrelang.

Azimutale äquidistante Projektionen der Kugel wie diese wurden auch als Bilder des
flachen Erdmodells adaptiert, das die Antarktis als Eiswand um eine scheibenförmige Erde
darstellt (Public Domain).

Azimutale äquidistante Projektionen der Kugel wie diese wurden auch als Bilder des flachen Erdmodells adaptiert, das die Antarktis als Eiswand um eine scheibenförmige Erde darstellt (Public Domain).

Die Flat Earth Society hat heute rund um den Globus viele Mitglieder und vertritt die Theorie der flachen Erde, die ohnehin in vielen Wissenschaften evident ist, aber unterdrückt wird. Am einfachsten bedient man sich seiner Sinne, um die Welt um uns zu erkunden. Es hat noch kein Mensch eine Rundung am Horizont gesehen! Nach Rowbothams Meinung sei die Erde eine flache Scheibe mit dem Nordpol im Zentrum. Der Südpol sei auf den ganzen Umfang eines Kreises ausgedehnt und er sei von einem Ring aus Eis umgeben, der die Erdenscheibe begrenze. Die Gestirne bewegen sich einige hundert Kilometer über dieser Scheibe. Die Erde drehe sich nicht, sondern Sonne und Mond fliegen in Kreisbahnen über die Erdscheibe hinweg, und darüber wölbe sich eine Halbkugel mit Sternen. Ferdinand Magellan (1480 – 1521), der erstmals die Erde umsegelte, segelte eine Runde auf der Scheibe. Eine Erdumrundung setzt keine Kugelform voraus!

Es gäbe keine Fotos, die die Antarktis als gesamten Kontinent zeigen, weswegen sie die Erde ringsherum umgeben müsse. Zwar hat die NASA „Fotos“ der „Kugelerde“ veröffentlicht, aber diese seien fingiert. Es sei auch kein einziges wissenschaftliches Experiment dazu in der Lage, die Kugelform der Erde zu belegen. Die Gravitation sei nur eine Theorie und außerdem, eine Kugel würde doch wegrollen! Was nützt uns all die Wissenschaft und die Religion, wenn sie uns bezüglich Erdform belügen?

Falls die Erde wirklich eine Scheibe wäre, so könnte man sie als Zentrum des Universums betrachten, was den Menschen ziemlich aufwertet und schon in vielen alten und wahren Schriften beschrieben wird. Das ist eine schönere Aussicht, als auf einem Planeten in einem gewöhnlichen Sonnensystem am Rand einer gewöhnlichen Galaxie zu leben.

Die Flat Earth Society dümpelte vor sich hin, um plötzlich über das Internet eine hohe Zahl von Gleichgesinnten erreichen zu können. Selbst einige Promis haben sich der Sache gewidmet: Shaquille O’Neal, Basketballer; Tila Tequila, Model und Hitlerverehrerin; Xavier Naidoo, Reichsbürger und stolzer Preisträger des Goldenen Bretts vorm Kopf. Ich persönlich glaube immer noch, dass die Flat Earth Society in Wirklichkeit nur ein Hoax ist, eine Spaßreligion.

Eine flache Erde ist eine Hypothese, die man ausgiebig testen kann. Lasst uns durch die Geschichte streifen, um die Argumente aufzusammeln, die die Erde als beinahe kugelrund ausweisen. Die alten Griechen kamen der Wahrheit auf die Spur. Schon Aristoteles (384 – 322 v. u. Z.) gab mehrere Gründe für die Kugelgestalt der Erde an.

Sämtliche schweren Körper streben zum Mittelpunkt des Alls, wo, wie es damals gemeint war, sich die Erde befand. Dies passiert von allen Seiten her gleichmäßig, deswegen müsse sie kugelrund sein. Heute kann man dieses Argument so verstehen, dass die Gravitation von allen Seiten gleichförmig wirkt und ein Masseklumpen sich so selbst in eine Kugelform quetscht, sobald er groß genug geworden ist. Wie schafft es eine Scheibenform, der Gravitation zu entkommen?

Analemma for planet Earth. This is a plot of the position of the sun at 12:00 noon at
the Royal Observatory, Greenwich (latitude 51.4791° north, longitude 0°) during 2006
(Public Domain).

Analemma for planet Earth. This is a plot of the position of the sun at 12:00 noon at the Royal Observatory, Greenwich (latitude 51.4791° north, longitude 0°) during 2006 (Public Domain).

Der Stand der Sonne und der Sternbilder ist abhängig vom Breitengrad. In südlichen Ländern erscheinen südliche Sternbilder höher über dem Horizont, gerade als ob die Erde eine Kugel wäre. Lasst mich noch etwas basale Himmelsmechanik erklären. Das Analemma (griech. analēmma ,Erhebung‘, ,Gestell‘) ist jene Figur, die der Sonnenhöchststand über das Jahr hinweg auf den Himmel zeichnet. Sie sieht aus wie die Ziffer acht. Abhängig vom Breitengrad ist diese Figur mehr oder weniger symmetrisch. Am Äquator ist sie ganz symmetrisch und an den Polen degeneriert sie zu einer Figur, die einer Null ähnelt. Am Tag der Sommersonnenwende, also am längsten Tag des Jahres, steht die Sonne am obersten Punkt. Am Tag der Wintersonnenwende steht sie ganz unten. Stünde die Erdachse exakt gerade, kollabierte das Analemma zu einem Punkt. Es wäre an jedem Punkt der Erde der Sonnenhöchststand jeden Tag der gleiche – es gäbe keine Jahreszeiten.

Der Erdschatten bei Mondfinsternis ist rund. Immer rund. Es war seinerzeit bereits bewiesen, dass bei einer Mondfinsternis der Erdschatten den Mond verdunkelt. Der Mond verursacht auch die Gezeiten, zusammen mit der Sonne.

Schiffe am Horizont versinken langsam im Meer. Seit es Schiffe mit hohen Masten gibt, deren Position man mittels GPS vermessen kann, kann man mit ein wenig Geometrie den Erdradius bestimmen, indem man den Punkt, an dem die Mastspitze scheinbar im Meer versinkt, betrachtet. Kehren wir nun zu Rowbothams Beobachtung zurück, dass der Schiffsmast bei seinem Experiment nicht schnell genug unterm Horizont verschwand. Die astronomische Refraktion, also die Richtungsänderung eines von außen auf die Erde fallenden Lichtstrahls durch Brechung an der Atmosphäre, verursacht, dass Lichtstrahlen im selben Sinn wie die Erdkrümmung gebeugt werden. Die stärkste Krümmung tritt in Bodennähe auf, was die Täuschung erklärt.

Aristoteles befasste sich bereits mit der Frage nach dem Umfang der Erde. Ein nicht näher bezeichneter Mathematiker habe einen Umfang von 400.000 Stadien genannt, meinte er. Der griechische Gelehrte aus der Blütezeit der hellenistischen Wissenschaften Eratosthenes von Kyrene (ca. 276 – 194 v. u. Z.) konnte nicht nur den Erdumfang messen, er war auch der Begründer der wissenschaftlichen Geografie und der Leiter der Bibliothek von Alexandria, der bedeutendsten Bibliothek der Antike. Eratosthenes verfügte über alle notwendigen Kenntnisse der Mathematik und der Geografie und ging von folgenden Annahmen aus: *) Die Erde ist eine Kugel. *) Die Sonnenstrahlen treffen immer parallel auf die Erde. *) Die Sonnenstrahlen treffen mittags an der Sommersonnenwende lotrecht auf alle Punkte, die auf dem nördlichen Wendekreis liegen. Und er erhielt Unterstützung des Königs, um die aufwendigen Messungen durchzuführen.

Er nahm an, dass die ägyptischen Städte Alexandria und Syene, das heutige Assuan, auf demselben Längengrad liegen. Zwischen beiden Punkten liege eine Distanz von 5000 Stadien. Da die Karten von damals nicht recht genau waren, ließ er wahrscheinlich den Abstand von königlichen Schrittzählern genau ausmessen. An beiden Orten wurde mit einem Stab der Schattenwurf der Sonne begutachtet. Täglich zu Sonnenhöchststand konnte er die kürzeste Schattenlänge bestimmen. In Syene war kein Schatten zu sehen, denn die Sonne stand fast genau im Zenit. Zur gleichen Zeit war der Schatten in Alexandria von einem Sonnenstand, der den fünfzigsten Teil eines Kreises, also 7 Grad und 12 Minuten, entspricht. Man muss also 5000 Stadien nach Süden wandern, um ein Fünfzigstel des Erdumfangs zurückzulegen. Die Erdoberfläche ist gekrümmt und man kann den Radius angeben.

Der italienische Universalgelehrte Galileo Galilei (1564 – 1642) hatte seine Probleme mit der katholischen Kirche auch nicht deswegen, weil die Frage um die Gestalt der Erde im Raum stand. Man stritt um die Stellung der Erde im Universum. Kirchenleute, welche alles, was sie nicht wussten, in nur einem Buch nachlesen konnten, waren der Meinung, dass die Erde im Mittelpunkt des Universums zu stehen hat – worum denn sonst, wenn nicht um uns, soll sich die Welt drehen? Galileo Galilei richtete als erster ein Fernrohr, welches vom holländischen Brillenmacher Hans Lipperhey (1570 – 1619) erfunden wurde, gen Himmel. Er sah die vier galileischen Monde des Planeten Jupiter, namens Io, Europa, Ganymed und Kallisto. Er sah Himmelskörper, die sich nicht um die Erde drehten. Ob sich die Erde im Zentrum befindet, erschien ihm wenig wahrscheinlich. Dass sie flach ist, wohl auch.

Der deutsche Mathematiker, Astronom, Geodät und Physiker Carl F. Gauß (1777 – 1855) trug auch wesentliches bei, um die Erde besser verstehen zu können. Auf ihn geht das Gauß-Krüger-Koordinatensystem zurück, welches hinreichend kleine Gebiete auf einer Kugel winkeltreu auf eine Fläche abbilden kann. Seltsamerweise widerspiegeln Karten, die mit einer solchen Transformation erstellt wurden, hochgenau den Flächeninhalt von Ländern oder Gewässern. Zusammen mit Wilhelm E. Weber (1804 – 1891) baute Gauß ein weltweites Netz von Beobachtungsstationen auf, mit dem das Magnetfeld der Erde vermessen werden konnte. Das Magnetfeld passt genau zu einer Kugelgestalt, die ein Dipolmagnetfeld erzeugt, weil im Erdinneren Ströme fließen. Eine Erdenscheibe habe ein natürliches Magnetfeld, welches im Mittelpunkt, also nahe dem Nordpol den magnetischen Nordpol hätte, während der magnetische Südpol am gesamten äußeren Umfang des Südpol-Ringes wäre. Wie könnte man Polarlichter erklären? Die heutige Geodäsie hat die Erde nicht nur grob als Kugel, oder als abgeplattete Kugel, sondern als ein Geoid, also eine Kartoffel, hochgenau kartografiert.

A print of the Foucault Pendulum, 1895 (Public Domain).

A print of the Foucault Pendulum, 1895 (Public Domain).

Der französische Physiker Léon Foucault (1819 – 1868) konnte die Drehung der Erde sichtbar machen. Am 3. Januar 1851 ließ er im Keller seines Hauses ein zwei Meter langes Pendel dicht über dem Boden schwingen und markierte seine Bahn genau. Er sah, dass die Schwingungsebene des Pendels sich langsam drehte. Da die Schwerkraft nur senkrecht nach unten wirkt, kann sie keine Drehung verursachen. Es wirkten keine weiteren Kräfte auf das Pendel ein, somit war es nicht das Pendel, sondern der Boden, der seine Richtung änderte. So konnte er, ohne den Himmel zu beobachten, die Erdrotation anschaulich machen. Doch das Pendel unterliegt nicht nur der Schwerkraft, sondern auch der Corioliskraft. Diese Trägheitskraft ist nach dem französischen Wissenschaftler Gaspard G. de Coriolis (1792 – 1843) benannt. In einem rotierenden Bezugssystem kann man feststellen, dass ein sich bewegender Körper senkrecht zu seiner Bewegungsrichtung abgelenkt wird. Dadurch beschreibt ein Foucaultsches Pendel eigentlich eine Rosettenbahn.

Wegeners Vorstellungen über den von ihm angenommenen Urkontinent Pangaea und das
Auseinanderdriften der Kontinente (Public Domain).

Wegeners Vorstellungen über den von ihm angenommenen Urkontinent Pangaea und das Auseinanderdriften der Kontinente (Public Domain).

Der deutsche Meteorologe, Polar- und Geowissenschaftler Alfred L. Wegener (1880 – 1930) löste das letzte große Rätsel unserer Erde, die Plattentektonik. Zu seinen Lebzeiten kannte man ihn für seine Beiträge zur Meteorologie und er war auch der Pionier der Polarforschung. Seine Theorie der Kontinentalverschiebung nahm man jedoch nicht ernst. Erst nach seinem Tode erkannte man, dass sie zutreffend ist. Die Plattentektonik erklärt den Vulkanismus.

Was wäre, wenn die Erde wirklich flach wäre? Welche Perspektiven brächte diese Annahme? Es gäbe keinen Orbit, in den sich ein Raumschiff begeben könnte, um z. B. Satelliten aussetzen zu können. Es gäbe kein Satellitenfernsehen – nicht, dass es nicht verzichtbar wäre. Es gäbe aber auch keine Satellitennavigation und kein Google Maps. Es kann bei einer flachen Erde keine Raumfahrt geben; die Mondlandung ist nur ein Fake und die gefakte Raumstation ISS liefert gefakte Livebilder.

Warum ist noch kein Flugzeug über den Rand der Scheibe geflogen? Warum gibt es kein Foto vom Ende der Welt? Man müsste einmal unter die Erdenscheibe fliegen, um ein Foto von der Unterseite zu schießen! Wie genau funktionierte der Überraschungsangriff der Japaner auf Pearl Harbor 1941? Sind andere Planeten auch flach? Was sagen Flacherdler*innen zum steigenden Meeresspiegel? Wie genau war die Bahn der Neutrinos, die man von CERN ins 730km entfernte Labor bei Gran Sasso schickte? Wenn die Erde eine Kugel wäre, wäre deren Bahn schnurgerade! Eigentlich fliegen Neutrinos immer schnurgerade …

Da die Erde sich um sich selbst dreht, einmal pro Tag, können wir den Sonnenuntergang genießen. Wenn die Sonne wie eine Lampe über der Erdenscheibe kreist, wäre das alles nicht so schön! Da die Erde sich einmal pro Jahr um die Sonne dreht, können wir den Perseidenschauer bewundern. Die Perseiden sind ein Meteorstrom, der jährlich in der ersten Augusthälfte wiederkehrt. Denn in jenem Abschnitt der Erdbahn hat ein Komet viel Staub hinterlassen. Apropos Erdbahn: Im Frühling sieht man die Sterne unter einem anderen Winkel als im Herbst, also am gegenüberliegenden Ort auf der Erdbahn. Es gibt also die Sternenparallaxe, die andeutet, dass die Erde um die Sonne kreist.

Auch das Universalgenie Albert Einstein (1879 – 1955) trug dazu bei, die Gestalt der Erde genau verstehen zu können. Mit seinen Relativitätstheorien kann man nicht nur das ganze Universum beschreiben, sie sind auch für die Messgenauigkeit von GPS-Satelliten maßgebend. Mit solchen Navigationssystemen kann man auch die Erde genau vermessen.

Wie kann ein Flacherdler*innen erklären, dass eine Funkwelle im 70-Meter-Band, welche in der Ionosphäre reflektiert wird, um die Erde herumgeleitet werden kann, eine Ultrakurzwelle (ein bis zehn Meter) es aber nicht bis nach Australien schafft? Sind Flacherdler*innen eigentlich Globalisierungsgegner? Wenn ich tief genug grabe, falle ich dann auf der Unterseite der Scheibe heraus? Australien gibt es eigentlich nicht, aber es gibt doch Flacherdler*innen dort?

Im Jahr 2018 wurde die Flacherdler*innendokumentation Behind the Curve produziert. Sie portraitiert Flacherdler*innen und Talkshow-Hosts aus dem alternativen Bereich. Am Ende kommt eine Szene, in der eine wissenschaftliche Gruppe Flacherdler*innen beweisen, dass die Erde nicht flach ist. Ups, Spoiler, sorry.

Sie versuchten, das Experiment Samuel Rowbothams nachzumachen, wozu sie zwei Bretter, die beide ein Loch in einer Höhe von ca. 5 Metern hatten und einen Laser benutzten. Sie stellten die Bretter auf, wobei eines der beiden auf einem Boot auf das Meer hinausfuhr. Auf einer flachen Erde sollte, egal wie weit das Boot rausfährt, das Licht des Lasers durch beide Löcher scheinen, wenn er waagerecht fixiert ist. Was passierte, als das Boot weit genug draußen war?

Ein Flacherdler*innen namens Michael Hughes (1956 – 2020), bekannt unter dem Spitznamen Mad Mike, hat sich selbst 2018 mit einer selbstgebauten Dampfrakete ca. 500m in die Luft geschossen. 2016 startete er eine Fundraising-Kampagne, um seine Rakete zu finanzieren. Er erreichte eine Summe von 310 Dollar. Im Jahr darauf startete er nochmals ein Fundraising und gab an, mit seinem Raketenflug die flache Erde beweisen zu wollen. Er wollte ein Foto vom Horizont machen, das eine etwaige Erdkrümmung zeigen sollte. Das zweite Fundraising brachte Mad Mike beinahe 8000 Dollar ein. Für seinen Flug wurde die Startgenehmigung erstmal nicht erteilt, er konnte aber doch noch fliegen und die 500-Meter-Marke erreichen. Er hätte sein Geld auch für eine Reise in die Vereinigten Arabischen Emirate investieren können, um den Burj Khalifa, einen Wolkenkratzer von 828 Metern Höhe, zu besuchen. Passagiere der Concorde waren wohl die ersten Zivilisten, die von einem gekrümmten Horizont berichteten. Die maximale Flughöhe lag bei 18km.

Anstatt einer sanften Landung schlug seine Dampfrakete hart auf der Erde auf und Mr. Mad verletzte sich dabei. Er reparierte und verbesserte seine Rakete und startete 2020 zu einem weiteren Flug, bei dem er 1500m hoch steigen wollte. Leider ist er bei diesem Flug ums Leben gekommen.

Robbie Davidson, der Initiator der Flat Earth International Conference, die von der Flat Earth Society total unabhängig ist, hatte vor, für 2020 eine Kreuzfahrt in die Antarktis zu organisieren. Dort wollte er nachsehen, ob in der Tat ein hoher Eiswall die Erdenscheibe begrenzt. Er hat keine Angst, vom Erdenrand herunterzufallen, denn er erwartet, dass dort die Himmelskuppel beginne, die alle Gestirne trägt. Es kam nicht dazu, dass diese Expedition stattfand. Es wurde behauptet, dass der Antarktisvertrag unabhängige und private Erkundungen der Antarktis einschränke. Dies wird als Hindernis für eine Expedition gesehen, die die Flache-Erde-Theorie hätte beweisen können.

Wie auch immer, der britische Universalgelehrte, Alchemist und Astrologe Sir Isaac Newton (1643 – 1727) glaubte, dass die Erde hohl sei, also kann sie wohl nicht flach sein.  
 
 
Dunning, B. „The Flat Earth Theory.“ Skeptoid Podcast. Skeptoid Media, 27.11.2012. Web. 8.8.2018, https://skeptoid.com/episodes/4338
 
„The Flat Earth Society.“ Theflatearthsociety.org, 2016, https://theflatearthsociety.org.
 
„Video und Bildersammlung: Die ‚Flache Erde‘-Verschwörung.“ GWUP, 2017, http://blog.gwup.net/2017/04/20/video-und-bildersammlung-die-flache-erde-verschworung.
 
„Flache Erde – Der Pendelbeweis? | #philipslab.“ Terra X Lesch & Co, 2017, https://www.youtube.com/watch?v=9BrF0jFlxUI.
 
„Der fröhliche Bischof Virgil reitet auf der Erdkugel in die Neuzeit.“ Psiram-Blog, 26.8.2017, https://blog.psiram.com/2017/08/der-froehliche-bischof-virgil-reitet-auf-der-erdkugel-in-die-neuzeit.
 
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